Marshmallows
Keine Süßigkeit ist so herrlich weich und fluffig wie Marshmallows. Als Kinder liebten wir die Leckereien aus Schaumzucker als „weiße Mäuse“ oder rösteten sie auf Stöcken über dem Lagerfeuer. Heute gibt es Marshmallows in allen möglichen Farben, Formen und Geschmacksrichtungen. Sogar in der Küche haben sie ihren festen Platz. Aber wussten Sie, dass der Ursprung der Marshmallows in Europa liegt, wo sie einst gegen Erkältungen halfen? Begleiten Sie uns auf eine überraschende Reise, die bis ins Mittelalter zurückreicht.
Vom Erkältungsmittel zum fluffigen Alleskönner
Rund 75 Prozent Zucker, Eischnee, Geliermittel sowie Aroma- und Farbstoffe – das liest sich nicht gerade wie ein Rezept aus der Vollwerternährung. Umso erstaunlicher ist es, dass die Urahnen der Marshmallows in der Medizin Verwendung fanden. Sie wurden aus dem Saft der Wurzeln des Echten Eibischs (auch: Sumpf-Malve, englisch: marshmallow) hergestellt, dessen heilende Wirkung seit etwa dem 11. Jahrhundert bekannt ist. Zunächst wurden kandierte Stücke der Wurzel als Mittel gegen Erkältungen eingesetzt, später stellte man Hustensirup und Lutschtabletten aus dem klebrig-weißen Wurzelsaft her. Es waren die Franzosen (wer sonst?), die schließlich irgendwann auf die Idee kamen, die Eigenschaften des Eibisch-Sirups für kulinarische Zwecke zu nutzen.
Zusammen mit aufgeschlagenem Eiweiß und Zucker produzierten findige Zuckerbäcker daraus den Eibisch-Teig „Pâte de Guimauve“, den Vorläufer der Marshmallows. Die Rezeptur hat sich in der Entwicklung zu den heutigen Marshmallows – auch bekannt als „Mäusespeck“, wie die Schaumzuckerware hierzulande ebenfalls genannt wird – ein wenig verändert. Zum einen hat die kostengünstigere Gelatine den Eibisch-Sirup als Geliermittel ersetzt, zum anderen enthalten die im Handel erhältlichen Süßigkeiten kein Eiweiß mehr. Auch vegane Marshmallows mit pflanzlichen Geliermitteln wie Agar-Agar und Carrageen sowie koschere Marshmallows mit Fischgelatine sind auf dem Markt erhältlich. Auf Geliermittel verzichtet wird beim Marshmallow-Fluff, einer Creme, die vor allem in Nordamerika gerne als Brotaufstrich genascht wird.
Marshmallow-Sorten für jeden Geschmack
Womit wir schon mittendrin sind im Thema Marshmallow-Sorten. Denn die gibt es natürlich nicht nur für jede Ernährungsweise, sondern auch für jeden Geschmack und – beinahe – in jeder Farbe, wobei weiße Marshmallows die Klassiker sind. Zu den besonders beliebten Sorten zählen darüber hinaus Marshmallows mit Schokolade und Marshmallows mit Kokos. Marshmallows lassen sich zudem in praktisch jede beliebige Form bringen, von großen Barbecue-Marshmallows bis hin zu Minis fürs Müsli-Topping und von Herzchen über Buchstaben bis hin zu Rentiernasen. Als echte Trendsüßigkeit brauchen Marshmallows natürlich auch originelle Namen und schrille Verpackungen. Sie heißen Luftküsse, Einhornzöpfe, Sweet Sushi oder Yeti-Pups und werden, in heißer Trinkschokolade versenkt, zu einer Schneemannsuppe.
Fragt man den US-amerikanischen Konditor und Marshmallow-Experten Alex Levin, so gibt es allerdings nur zwei Marshmallow-Sorten: industriell produzierte Süßwaren-Marshmallows und die handwerklich hergestellte moderne Pâte de Guimauve. Im Gegensatz zu den Süßwaren, bei denen die Wassermenge reduziert wird und die deshalb sehr dicht und lange haltbar sind, ist die Pâte de Guimauve eine seidige Marshmallow-Art, die von gehobenen Restaurants und Bäckereien angeboten wird. Echte Pâte de Guimauve enthält außer Gelatine, Zucker, Maissirup und Wasser auch Eiweiß, was sie leicht und locker macht, ihre Haltbarkeit aber auf wenige Tage begrenzt.
Marshmallows in der Küche
Auch wenn Marshmallows supersüß sind, können Sie sie in der Küche vielseitig einsetzen. Vor allem eignen sie sich natürlich für Desserts wie S’mores – eine in den USA beliebte Kombi aus Keksen, Schokolade und Marshmallows – und zum Aufpeppen der englischen Sommer-Erdbeerspeise Eton Mess. In Brownies, Fudge und Kuchenfüllungen sorgen sie für eine wunderbar cremige Textur. Außerdem können Sie Marshmallows in Cupcakes, Cookies und Torten einarbeiten oder als Zuckerguss für Donuts und anderes Gebäck verwenden. Marshmallows passen auch auf Fruchtspieße und verleihen Obstsalaten eine besondere Süße. Marshmallows kann man auch selbst herstellen. Die Hauptzutaten sind Gelatine, Zucker, Wasser und oft Maissirup. Zuerst wird die Gelatine aufgelöst, dann wird eine Zuckerlösung gekocht und heiß zur Gelatine gegeben. Anschließend wird die Masse fluffig geschlagen und in eine Form gegossen. Rezepte für selbstgemachte Marshmallows finden Sie zuhauf im Internet.
Geschmacklich besonders spannend wird es, wenn Marshmallows bei herzhaften Gerichten eingesetzt werden. Vor allem in den USA werden sie dafür geliebt. Beispiele für Rezepte sind der Süßkartoffelauflauf, bei dem die Marshmallows schmelzen und einen süß-salzigen Kontrast bieten. Marshmallows werden auch in Speck gewickelt und gegrillt, was diesen Geschmackskontrast noch verstärkt. In kleinen Mengen können Marshmallows auch Soßen, beispielsweise für BBQ- oder asiatische Gerichte, eine besondere Süße und Cremigkeit verleihen.
Eine gelungene Mischung
Wie gut sich die amerikanische mit der türkischen Küche verbinden lässt, zeigt Ihnen unser Rezept für einen wunderbaren Süßkartoffel-Kumpir mit Marshmallows. Die Zubereitung erfolgt im wahrsten Sinne des Wortes in Windeseile und die Kombination aus süßlich-herzhaft geht ganz fantastisch auf. Außerdem ist das Gericht ein echter Sattmacher und wie gemacht für die Vorweihnachtszeit! Was will man mehr?