Reh steht auf Waldweg und schaut über Schulter zurück in Kamera

Reh

„Graziles Wild mit hübschen Augen“ – das dürfte eine recht gute Beschreibung für ein Reh sein. In unserem Text beschäftigen wir uns mit den artspezifischen Besonderheiten dieser Tiere und warum sie robuster sind, als man im ersten Moment denken mag. Außerdem haben wir wieder tolle Zubereitungstipps für Sie parat.

Rehbock auf einer Wiese

Seine Augen machen Bling-Bling

Starten wir mit dem Thema Schönheit. Das Reh verzückt uns mehr als alle anderen Hirscharten mit seinem zierlichen Gesicht, seiner schwarzen Stupsnase und seinen großen, von langen Wimpern umrandeten Augen. Viele Menschen stoßen beim Anblick eines Rehs spontan ein „Oh, wie süß!“ aus, denn mit seinen typischen äußerlichen Merkmalen entspricht das Reh voll und ganz dem Kindchenschema. Weshalb es für Jägerinnen und Jäger nicht imageträchtig (aber dennoch notwendig) ist, Rehe zu schießen – da müssen wir wohl doch noch mal auf Bambi verweisen.

Riesen als Verwandte

Aber wie so oft im Leben sollte man sich auch beim Reh nicht vom Äußeren täuschen lassen. Denn so ein Reh ist alles andere als ein zartes Pflänzchen. Schließlich ist sein engster Verwandter der Elch. Und während das Rotwild vorwiegend in schützenden Rudeln lebt, springt das mutige Reh die meiste Zeit das Jahres allein durch Wald und Büsche. Nur während der Wintermonate finden sich die Tiere in Gruppen zusammen. Rehe kommen in ganz Europa vor, sind sehr flexibel und klassische Kulturfolger. Das bedeutet: Sie leben, obwohl sie als scheu gelten (noch eine Redensart), in der Nähe des Menschen und haben sich der von uns geprägten Landschaft angepasst.

Ricke und Reh-Kitz auf Wiese am Waldrand

Springen und schlüpfen

Womit wir bei den Besonderheiten sind. Beginnen wir beim Körperbau: Rehe sind im Vergleich zu anderen Hirscharten recht klein, sie bringen nur ein Zehntel des Gewichts von Rotwild auf die Waage. Ihr Rücken fällt nach vorne ab, die Hinterläufe sind kräftiger ausgebildet als die Vorderläufe, und das Geweih der Böcke wird nie länger als 20 Zentimeter. Rehe sind also wie gemacht dafür, bei Gefahr schnell loszuspringen und unauffällig im Gebüsch zu verschwinden, weshalb Jäger sie zu den „Schlüpfertypen“ zählen. Eine wahrlich erstaunliche Fähigkeit besitzen die weiblichen Rehe, auch Ricken oder Geißen genannt: Sie bremsen die Reifung ihres ungeborenen Nachwuchses aus. Nach der Befruchtung im Juli beginnt die embryonale Entwicklung erst im Dezember, sodass die Kitze im Wonnemonat Mai zur Welt kommen und somit bestmögliche Überlebenschancen haben.

Die Sache mit dem Wald

Kommen wir noch einmal zur Jagd. Kein Wildtier in Deutschland wird so stark bejagt wie das Reh. Über 1,2 Millionen erlegte Tiere weist die letzte Statistik des Deutschen Jagdverbands aus. Der Grund: Rehe bereiten dem Wald dieselben Probleme wie Rotwild, denn für sie sind junge Bäume echte Leckerbissen. Ebenso wie beim Wildschwein ist auch beim Reh die Menge der Tiere Teil des Problems. Man schätzt ihren Bestand in Deutschland auf über 2,5 Millionen Exemplare. Eine kontrollierte Jagd soll für ein ausgewogenes Verhältnis von Tier und Wald sorgen.

Reh und Wildschwein haben auch eine kulinarische Gemeinsamkeit: Ihr Fleisch gehört zu den beliebtesten Wildbretarten. Von den in der Saison 2021/2022 verzehrten 28.923 Tonnen Wildbret entfallen 57 % auf das Wildschwein und 31 % auf das Reh. Verständlich: Rehfleisch ist gesund, mager, zart und vergleichsweise mild im Geschmack. Gut abgehangen gilt vor allem der Rehrücken als Delikatesse.

Rehrücken im Blätterteig mit Pilzsauce und Polentaknödeln

Tipps für die Zubereitung von Reh

Wie jedes Wild sollte auch Reh immer durchgegart werden, um Risiken durch Krankheitserreger im Fleisch auszuschließen. Neben dem Rehrücken zählen Rehgeschnetzeltes, Rehbraten und Rehpfeffer zu den Rezeptklassikern. Kurzgebratenes wie Filet oder Medaillon muss nicht eingelegt werden. Das Fleisch gelingt wunderbar, wenn es einfach kurz angebraten und dann geschmort wird. Beim Rehbraten empfiehlt es sich wie beim Rotwild, das Fleisch vor der Zubereitung ein bis zwei Tage in einer Marinade aus Rotwein und Gewürzen ziehen zu lassen. Vor allem das Fleisch nicht mehr ganz junger Tiere wird dadurch schön mild und zart. Für Wildfleisch-Einsteiger eignet sich die Rehkeule sehr gut. Ihr Fleisch ist herrlich saftig und wird bei der Zubereitung nicht so leicht trocken.

Wenn Sie nun Lust auf ein leckeres Gericht mit Reh bekommen haben, dann können wir Ihnen unseren Rehrücken mit cremigem Cassoulet und Aprikosen-Chutney empfehlen.