Rotwild / Hirsch
Wissen Sie, welches Tier in unseren Wäldern ein Hirsch ist und was nicht? Falls Sie sich nicht sicher sind, ist dieser Text genau das richtige für Sie. Zusätzlich erklären wir, was es mit den Geweihen auf sich hat und wie sich Männchen und Weibchen unterscheiden. Und natürlich haben wir auch wieder ein paar Tipps & Tricks für die Zubereitung von Hirschfleisch für Sie vorbereitet.
Verwandtschaftsverhältnisse
Machen Sie sich doch mal den Spaß und gehen Sie mit Freunden ins Wildgehege. Jede Wette, dass es bei der Benennung unserer heimischen Geweihträger zu Verwirrungen kommt. Wie war das noch: Sind Hirsch und Reh Männchen und Weibchen derselben Tierart? Oder ist das Reh das Kind vom Hirsch? Weder noch. Denn bei Rotwild bzw. Rothirsch und Reh handelt es sich um zwei völlig verschiedene Arten, die sich nicht nur optisch, sondern auch in ihrer Lebensweise deutlich voneinander unterscheiden. Aber warum dann die ewige Verwechslerei? Ein Grund dafür ist wohl Wald Disneys Bambi.
Aus einem Rehkitz wird (k)ein Hirsch
Als der legendäre Trickfilmproduzent sich entschloss, das Buch des österreichischen Schriftstellers Felix Salten aus dem Jahr 1922 zu verfilmen, stand er vor einem Problem: Bambi war ein Rehkitz, und Rehe gab es in den USA nicht. Und weil wohl kaum ein Produzent seinen Film mit völlig unbekannten Hauptdarstellern besetzt, machte er aus Bambi kurzerhand einen auch in seiner Heimat vorkommenden Weißwedelhirsch. In der deutschsprachigen Version des US-Zeichentrickfilms wird Bambi wieder zum Rehkitz, was deshalb zu endgültigem Chaos führte, weil es im Handlungsverlauf zu einem stattlichen Hirsch heranwächst. Seitdem sind wohl viele immer noch der Überzeugung, dass das Reh das Kind vom Hirsch ist.
Wie man in die Messe hineinruft
Nachdem das geklärt ist, wenden wir uns nun Bambis originären Verwandten zu: dem Rotwild oder Rothirsch. Seinen Namen verdankt es seinem rotbraunen Sommerfell, das im Winter allerdings graubraun wird. Ein ausgewachsener Rothirsch kann eine Schulterhöhe von 150 Zentimetern erreichen und 250 Kilo schwer werden, was ihn zu einem der imposantesten Wildtiere Deutschlands macht. Wie sehr der Hirsch hierzulande verehrt wird, beweisen nicht nur ungezählte künstlerische Darstellungen – früher in Form üppiger Ölgemälde, heute als trendige Wandtattoos –, sondern auch skurrile Wettbewerbe. Bei der (durchaus ernst gemeinten) Deutschen Meisterschaft der Hirschrufer müssen die Teilnehmer drei verschiedene Arten von Rufen möglichst perfekt imitieren und verwandeln damit die Messe „Jagd & Hund“ alljährlich in einen Brunftplatz der ganz besonderen Art.
Hirschdamen bleiben unter sich
Nicht nur die kräftige Statur und die durchdringenden Brunftrufe machen den männlichen Hirsch zu einem stattlichen Tier. Auch sein Geweih erreicht ehrfurchtgebietende Ausmaße: Es wiegt fünf bis sechs Kilogramm und wird je „Stange“ bis zu 100 Zentimeter lang. Großzügigerweise spendiert die Natur dem Hirsch davon einmal im Jahr, pünktlich zur Paarungszeit, ein neues. Hirschkühe verzichten auf jegliche Form von Stirnwaffen, weshalb man sie wenig charmant „Kahlwild“ nennt. Sie bilden rein weibliche Kahlwildrudel, wobei das Leittier immer ein Kalb führt und ihm die anderen Tiere vollkommen freiwillig folgen, ohne dass zuvor Rangfolgen ausgekämpft werden müssten.
König ohne Reich
Wer nach so viel spannendem Hirschwissen sein Herz an die edlen Tiere verloren hat, sollte nicht vergessen, dass Hirsche unseren Wäldern ordentlich zusetzen können. Denn der „König des Offenlandes“, der früher auf Freiflächen seine Nahrung fand, zieht sich wegen schwindenden Lebensraums immer mehr in den Wald zurück und frisst dort die Triebe junger Bäume. Um Waldbestand und Hirschpopulation im Gleichgewicht zu halten, werden die Tiere kontrolliert bejagt. Etwas über 75.000 Rothirsche wurden in der letzten dokumentierten Saison erlegt. Das Fleisch von Rotwild schmeckt deutlich nach Wild, ist dunkelrot und mager. Es zeichnet sich durch einen hohen Eisengehalt aus und steckt voller Proteine, Mineralstoffe und Vitamine.
Tipps für die Zubereitung
Ob als Steak, Braten oder Gulasch: Das aromatische Fleisch von Rotwild lässt sich zu vielerlei köstlichen Gerichten verarbeiten. Besonders zart ist das Fleisch von maximal einjährigen Tieren. Als bestes Stück gilt der Rücken, aus ihm lassen sich feine Medaillons zubereiten. Beim Braten oder Grillen von Hirschsteaks sollten Sie darauf achten, die Stücke immer durchzugaren. So stellen Sie sicher, dass Keime und Erreger, die im Fleisch aller Wildtiere vorkommen können, unschädlich gemacht werden. Möchten Sie ein Gulasch zubereiten, so empfiehlt es sich, das Fleisch in einer Marinade aus Rotwein und Gewürzen einzulegen und ein bis zwei Tage darin ziehen zu lassen. So wird es schön zart und der kräftige Wildgeschmack wird etwas abgemildert.