Avocado: gesunde Superfrucht
Obwohl die Avocado im tropischen und subtropischen Zentralamerika seit 10.000 Jahren kultiviert wird, spielt sie im internationalen Handel erst seit rund 45 Jahren eine Rolle. Der späten Entdeckung folgte eine beispiellose Karriere: Zwischen 2013 und 2023 hat sich die Menge der nach Deutschland importierten Früchte verfünffacht. Und ihre Beliebtheit ist ungebrochen. Doch woher kommen Avocados eigentlich? Wie gesund sind sie wirklich? Wie und wozu kann man Avocados in der Küche verwenden? Außerdem gibt es da noch die viel diskutierten Themen Lagerung und Reife. Wussten Sie beispielsweise, dass Avocados immer unreif geerntet werden? Hier gibt es noch mehr Antworten auf Fragen rund um die exotische Superfrucht.

Dschungelkönigin: die Herkunft der Avocado
Die Avocado liebt es warm und feucht. Ihre Heimat sind die tropischen Regenwälder Mexikos und Zentralamerikas. Fällt dort ordentlich Niederschlag, wächst der strauchige Baum schnell und erreicht eine stattliche Größe von 20 Metern. Botanisch betrachtet gehört der Avocadobaum zur Familie der Lorbeergewächse, und seine Früchte sind Beeren. Deshalb kann man Avocados statt zu Guacamole und Salaten auch in süßen Rezepten verarbeiten. Doch dazu später mehr. Zunächst klären wir, welche Sorten es gibt und was die Unterschiede sind.
Insgesamt werden weltweit über 400 verschiedene Avocadosorten angebaut. Der größte Produzent ist Mexiko, gefolgt von Peru, Kolumbien, der Dominikanischen Republik und Kenia. Die in Europa verkauften Avocados stammen zudem aus Israel, Südafrika und Spanien. Aber auch an den Hängen des Ätna auf Sizilien gedeihen Avocados auf fruchtbaren und feuchten Böden unter ausgezeichneten klimatischen Bedingungen.

Birne Fuerte und Urvater Hass
Die meisten der vielen Avocadosorten werden Sie im hiesigen Handel vergeblich suchen. Denn es dominieren nur zwei: Fuerte und Hass. Die Sorte Fuerte ist birnenförmig mit grüner, glatter Schale und hellgelbem, zum Rand hin grünlichem Fruchtfleisch. Fuerte-Avocados werden 250 bis 450 Gramm schwer.
Spannend ist die Geschichte der anderen bekannten Avocadosorte mit dem ungewöhnlichen Namen Hass. Benannt ist sie nach Rudolph Hass, einem Briefträger aus Kalifornien. In den 1930er-Jahren experimentierte er mit verschiedenen Züchtungen in seinem Garten. Eine Pflanze wuchs unbeirrt weiter, trotz aller Versuche, sie zu verändern. Hass ließ sie stehen, bis seine Kinder die Früchte probierten und begeistert waren. Hass verkaufte Triebe des Baums an andere Züchter, und bald war die Sorte ein Erfolg bei Avocadobauern rund um den Globus. Bis heute stammen alle weltweit verkauften Hass-Avocados von dieser Urpflanze ab. Optisch unterscheidet sich eine Hass-Avocado recht deutlich von der Fuerte. Sie ist kleiner und rundlicher und besitzt eine dicke Schale mit runzelig-genoppter Struktur. Die Schale wird während des Reifeprozesses immer dunkler, bis sie eine fast schwarze Farbe angenommen hat. Hass-Avocados wiegen zwischen 140 und 400 Gramm.
Durstige Delikatesse
Wenn man über die Herkunft der Avocado spricht, kommt man nicht umhin, sich mit ihrer Ökobilanz zu beschäftigen. Häufig kritisiert wird der Durst der Pflanze, den man ihr angesichts ihres natürlichen Lebensraums Regenwald nicht übel nehmen kann. Rund 1.000 Liter Wasser benötigt man für die Produktion eines Kilogramms Avocados. Das ist eine Menge im Vergleich zu etwa 180 Litern für ein Kilo Tomaten. Allerdings weist die World Avocado Organization zu Recht darauf hin, dass die Menge an Wasser davon abhängt, in welcher Region eine Avocado angebaut wird. Während beispielsweise in Chile künstlich bewässert werden muss, können Avocados in Regionen mit hohen Niederschlagswerten praktisch ihren gesamten Wasserbedarf direkt aus dem Regen beziehen. In jedem Fall aber tut man gut daran, die Avocado als ein wertvolles Naturprodukt zu betrachten, das nicht unbedingt jeden Tag auf den Teller muss.

Avocados richtig lagern und rechtzeitig genießen
Die nachhaltigste Superfrucht ist zweifellos die, die nicht weggeworfen werden muss. Deshalb beantworten wir nun zwei besonders wichtige Fragen, nämlich: Wie sollte man Avocados lagern? Und wie erkennt man eine reife Avocado?
Avocados werden immer unreif geerntet und beginnen bereits auf der Reise in die Frische-Abteilungen unserer Großmärkte nachzureifen. Avocados zählen deshalb ebenso wie Mangos oder Bananen zu den klimakterischen Früchten. Im Handel werden Avocados entweder „hartreif“ oder „vorgereift“ angeboten. Hartreife Früchte reifen innerhalb weniger Tage bei Zimmertemperatur nach. Will man den Reifungsprozess beschleunigen, wickelt man die Avocado einfach zusammen mit Äpfeln in Zeitungspapier ein und legt sie in einen Obstkorb.
Vorgereifte bzw. genussreife Früchte sind im Gemüsefach des Kühlschranks am besten aufgehoben. Dasselbe gilt für eine bereits geöffnete Avocado, bei der man übrigens den Kern stecken lässt. Eine Avocado ist reif, wenn die Schale auf Druck leicht nachgibt.
Hat eine Avocado braune Stellen, ist das kein Grund, sie wegzuwerfen! Die Ursachen sind meist harmlos, dazu zählen Druckstellen, Überreife und Oxidation. Wen braune Stellen stören, der kann sie einfach herausschneiden und den Rest der Frucht genießen. Gegen das Braunwerden bereits geöffneter Avocados hilft ein wenig Zitronensaft. Definitiv ungenießbar ist eine Avocado, wenn das Fruchtfleisch überwiegend braun oder auffällig weich ist, sie muffig riecht oder gar Schimmel aufweist. Dann lautet die Devise: entsorgen.

Wie gesund sind Avocados?
Die Inhaltsstoffe einer Avocado sind zweifellos ein Grund für den Hype um die exotische Superfrucht. Was für andere Früchte ungewöhnlich ist, macht die Avocado aus: ihr hoher Gehalt an gesunden Fettsäuren. Je nach Sorte besteht eine reife Avocado aus 20 bis 30 % Fett – allerdings aus sehr hochwertigem. Denn Avocadoöl enthält neben einfach ungesättigter Ölsäure die mehrfach ungesättigten Linol- und Linolensäuren, die vom Körper sehr gut aufgenommen und verwertet werden können. Außerdem punktet die Avocado mit einer Vielzahl wichtiger Mikronährstoffe, darunter Folsäure, die Vitamine K, D, B6 und E sowie Kalium und Calcium. Auch haben Avocados wenig Kohlenhydrate und sind reich an Eiweiß und Ballaststoffen. Bei aller Gesundheit: Ihr hoher physiologischer Brennwert von 909 Kilojoule bzw. 212 Kilokalorien je 100 Gramm ist – siehe Nachhaltigkeit – ein zweiter Grund für einen maßvollen Genuss.
Verwendung von Avocados in der Küche: von würzig bis süß
Das Stichwort Genuss bringt uns zum letzten spannenden Punkt unserer Warenkunde: der Verwendung von Avocados. Wirft man einen Blick in internationale Küchen, zeigt sich die Vielseitigkeit der Frucht bei der kalten Zubereitung, aber auch beim Kochen und Backen. Sie ist nämlich nicht nur der Star herzhafter, sondern auch süßer Rezepte. Herzhaft mag man sie in ihrem Heimatland Mexiko in Form von Guacamole, der berühmten scharf gewürzten Avocadocreme. In Japan bauen geschickte Hände sie in mild-herzhafte Sushirollen ein, in Australien frühstückt man sie „smashed“ auf Toast und in Kenia liebt man Kachumbari, einen Salat aus Tomaten, Avocados und roten Zwiebeln, apart gewürzt mit frischem Koriander.

Wegen ihrer cremigen Konsistenz und ihres milden, leicht nussigen Geschmacks lassen sich Avocados auch wunderbar in süßen Rezepten für Eis, Cremes oder Kuchen verarbeiten. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Avocado-Schoko-Mousse, einem Avocado-Pistazien-Kuchen oder einem Avocado-Eis mit Physalis-Kompott? Einen Versuch ist es wert – und Ihre Gäste werden Sie mit einer Avocadosüßspeise garantiert überraschen. Wenn Sie dazu dann noch einen Eierlikör servieren, können Sie zusätzlich unnützes Wissen anbringen. Denn der schlotzige Likör ist inspiriert von Abacate, einem alkoholischen Getränk aus Avocado, Rohrzucker und Rum, das bei der Urbevölkerung Südamerikas beliebt war. Reisende oder Kolonialherren brachten das Getränk im 17. Jahrhundert von dort mit nach Europa, wo ein findiger Niederländer die damals noch fehlenden Avocados durch Eier ersetzte.

Heiß auf Avocado? Dann frittieren Sie sie doch mal!
Meist wird die Avocado kalt serviert, denn bei längerer Erhitzung sondert die Frucht Bitterstoffe ab. Gegen ein kurzes Frittieren hingegen ist nichts einzuwenden – im Gegenteil. Als angesagtes Fingerfood sind gebackene Avocadospalten auf jeder Party der absolute Hit. Gleich ausprobieren!