Zwei Gastronomen möchten ein Restaurant gründen und nutzen hierzu den Leitfaden zur Existenzgründung.
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Aus der Startup-Szene: Leasing für Gastronomen

Gastronomen sind seit Ausbruch des Coronavirus vor besondere Herausforderungen gestellt. Flexibel mussten sie auf die geänderten Rahmenbedingungen reagieren und teilweise harte Einschnitte vornehmen. Edeka Foodservice sprach mit einem Hamburger Startup-Gründer, der darin eine Marktlücke sieht. Dr- Hans-Christian Stockfisch, Gründer und Geschäftsführer von Flexvelop, entwickelte ein in Australien erprobtes Leasingkonzept für professionelle Küchenausstattung weiter. Seine Zielgruppe sind dabei Neugründungen, aber auch etablierte Unternehmen.

 

Warum sollten Gründer auf Ihr Angebot zurückgreifen und nicht etwa einen Bankkredit nutzen?

Im Bereich Gerätefinanzierung und Leasing vergeben Banken und Leasinggesellschaften meistens nur klassische Kredite. Der Leasing- oder Kreditnehmer muss sich dabei immer direkt sicher sein, dass er das Gerät auch übernehmen möchte, weil er es ja auch komplett abbezahlen muss. Gerade Gastronomen sind bei Banken nicht immer so willkommen, weil man in dieser Branche pauschal mit hohen Ausfallraten rechnet. Wir haben da eine Nische gesehen und möchten genau diesen Menschen eine Lösung anbieten. Bei uns können Kunden ihre Geräte nach einem Jahr zurückgeben, auch wenn diese noch nicht abbezahlt sind. Wenn zum Beispiel ein Café feststellt, dass die Siebträgermaschine zu klein ist und ein größeres Gerät benötigt wird. Das unternehmerische Risiko tragen wir und ermöglichen den Kunden damit eine gewisse Flexibilität.


Wie sind Sie denn abgesichert, falls keine Zahlungskraft vorhanden ist und eine Ausfallrate droht?

Wir prüfen unsere Kunden auch. Bei einem Existenzgründer, der noch keine Bonitätsscore besitzt, weil sein Unternehmen jünger ist als drei Jahre, prüfen wir den Gründer als Privatperson und geben ihm einen Vertrauensvorschuss. Wenn sich also jemand privat noch nichts zu Schulden hat kommen lassen, vertrauen wir darauf, dass dies auch beim Unternehmen so bleibt. Damit gehen wir natürlich ein gewisses Risiko ein. Dadurch dass wir den Gründern allerdings die Leasingoption bieten, helfen wir dem Unternehmen sogar eher dabei, zahlungskräftig zu sein, was die Gefahr von Ausfallraten wiederum minimiert. 

In welchem Fall lehnen Sie Kundenanfragen ab?    
 

Wenn ein Gründer den unternehmerischen oder privaten Bonitätscheck nicht besteht, würden wir in diesem Fall kein Geschäft eingehen. Ansonsten bekommt jeder den Vertrauensvorschuss bei uns. 

Was sind die Vorteile, die Sie ihren Kunden anbieten?


Unsere Kunden erleben sorgenfreies, sofortiges Wachstum, weil das Gerät per Blitzabschluss beim Händler sofort erworben und genutzt werden kann. Zudem hat der Käufer durch die Rückgabeoption volle Flexibilität, falls die Geräte ihm nicht zusagen. Und diese sind von Vertragsbeginn an vollständig versichert.


Wie entstand die Idee, Gründer und Gründerinnen auf Ihrem Weg zu unterstützen?


Ich war zwölf Jahre bei der Marine und habe in meinem letzten Jahr ein Praktikum bei einem Investmentfondmanager gemacht. Der hatte den Tipp bekommen in ein australisches Unternehmen zu investieren, das sehr erfolgreich Gastronomiegeräte finanziert hat. Ich bin dann zwei Wochen nach Australien geflogen und habe mir das Unternehmen Silverchef vor Ort angeschaut. Da Silverchef nicht nach Europa expandieren wollte, habe ich das Geschäftsprinzip übernommen und in Hamburg selbst aufgebaut. Anders als in Australien haben wir die Prozesse im Unternehmen von Beginn an automatisiert, was letztendlich neben den sehr guten Konditionen die eigentliche Innovation ist. Dank dieser effizienten Prozesse können unsere Kunden bereits Geräte ab 300 Euro „flexen“. Viele Banken haben hingegen gar kein Interesse daran, Kredite für solche Kleingeräte anzubieten, weil der Aufwand sich nicht rentiert. Wir haben das alles automatisiert, sodass wir nun auch günstige Geräte anbieten können. Das ist skalierbar und macht auch den Käufern Spaß, weil sie innerhalb von wenigen Minuten ohne großen bürokratischen Aufwand ihr Gerät mitnehmen können.


Wie funktioniert Ihr Geschäftsmodell?


Wir bieten das Mietmodell an, hoffen aber darauf, dass die Kunden letztlich das Gerät übernehmen werden. Sonst würde sich das Geschäft irgendwann nicht rentieren. Die meisten Hersteller und Händler nehmen die Geräte nicht zurück, wenn ein Gastronom doch nicht von dem Gerät überzeugt ist. In diesem Fall haben wir in der Vergangenheit mit Ebay-Kleinanzeigen gearbeitet und die Geräte dort weiterverkauft. Wir lassen die Geräte einmal überarbeiten und vertreiben diese dann als Gebrauchtware. Mittlerweile arbeiten wir mit einem Drittanbieter zusammen, der den Verkauf der Geräte für uns übernimmt. 

Vor welchen eigenen Herausforderungen standen Sie als Gründer?


Wir standen vor denselben Herausforderungen, vor denen auch viele Gastronomen stehen. Die Bank hat unser Konzept gelobt, wollte uns aufgrund mangelnder Umsatzhistorie aber kein Geld zur Verfügung stellen. Und ohne Geld konnten wir natürlich keine Geräte finanzieren. Es hat zwei Jahre gedauert, bis wir das Standing bei den Banken hatten und die Refinanzierungsgelder bekommen haben. Deshalb können wir auch so gut mitfühlen, wie andere Gründer sich fühlen. Genau das hat uns motiviert, an unserer Idee festzuhalten.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Die Durchhaltefähigkeit an der Geschäftsidee festzuhalten, trotz des schwierigen Prozesses, bis wir das Vertrauen der Banken gewonnen hatten. Das macht mich schon stolz!


Worauf sollten potentielle Gründer und Gründerinnen bei der Existenzgründung achten?


Ich denke insbesondere bei der Geräteausstattung, dass sich die Gründer die Flexibilität bewahren sollten, Geräte auch zurückgeben zu können, falls diese nicht perfekt sind. Gerade wenn für das Kerngeschäft Liquidität benötigt wird, ist unser Modell sehr entlastend. Ich denke, dass viele Gastronomen, die während der Corona-Pandemie Konkurs anmelden mussten, dies hätten verhindern können, wenn Sie die Möglichkeit gehabt hätten von der ein oder anderen Finanzierung zurückzutreten. Von daher kann ich nur empfehlen, Geräte auf flexibler Basis zu erwerben. Zudem brauchen Gründer das nötige Durchhaltevermögen. Auch wenn das Geschäft nicht direkt anläuft, wie erhofft, sollte man an seiner Grundidee festhalten. Manchmal sind es nur kleine Dinge, die verändert werden müssen, um erfolgreich zu sein.

 
Sind Sie manchmal überrascht, welche Geschäftsideen Ihnen begegnen?


Gute Frage! Tatsächlich aber nicht. Bei uns kommen nur die Anfragen für die verschiedenen Geräte rein. Wir schauen aber nicht nach, welche Geschäftsidee im Einzelfall dahintersteht. Es wäre sicherlich interessant mal zu erfahren, ob es auch skurrile Geschäftsideen gibt. Andererseits ist das unser großer Vorteil, dass wir eben kein aufwändiges Prüfungsverfahren für unsere Kunden haben und diese uns nicht erst ihren gesamten Business Plan schicken müssen. Die Bonitätsprüfung erfolgt automatisch direkt beim Händler, was den ganzen Prozess erleichtert. Auch wenn uns dadurch natürlich die ein oder andere schöne Anekdote verborgen bleibt. 

Die Gastronomiebranche wurde stark vom Lockdown getroffen. Viele Menschen mussten Ihre Existenzen aufgeben oder sind finanziell angeschlagen. Unterstützen Sie auch bestehende Unternehmen, um diese finanziell zu entlasten?


Unser Geschäftsmodell richtet sich nicht nur an Existenzgründer, sondern an alle Unternehmen. Wenn die Bonität passt, nehmen wir grundsätzlich erstmal alle Kundenanfragen an. Unsere Lösung ist aber insbesondere für Existenzgründer attraktiv, da sie oftmals bei Banken abgelehnt werden. Bei uns müssen sie keine mehrjährige Arbeitserfahrung vorweisen solange die private Bonität stimmt. Der Kern unserer Kunden ist aber schon eher der etablierte Mittelständler und das ein oder andere Großunternehmen. 

Die Ungewissheit über einen weiteren, drohenden Lockdown und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie lassen viele Menschen daran zweifeln, dass aktuell der richtige Moment ist, um zu gründen. Was raten Sie diesen Menschen?

Niemand kann in eine Glaskugel gucken und sehen wie sich die Pandemie entwickeln wird. Ich würde aber jedem raten, den Mut aufzubringen, um die eigenen Träume zu verwirklichen. Lösungen wie die unsere sind zwar kein doppelter Boden, können das Risiko dabei aber etwas abfedern. Die harte Arbeit bleibt beim Gründer, aber für mich persönlich gibt es nichts Erfüllenderes, als etwas eigenes aufzubauen und am eigenen Traum festzuhalten.

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