Mocktails auf einer Theke in verschiedenen Farben

Alkoholfreie Alternativen: Lecker anders

Es ist noch nicht lange her, da war alkoholfreies Bier eine Notlösung, alkoholfreier Wein ein Nischenprodukt und eine Spirituose ohne Prozente undenkbar. Das hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Der Umgang mit Alkohol ist bewusster geworden, die Auswahl an alkoholfreien Alternativen größer und die Mocktailrezepte kreativer. Vor allem alkoholfreier Wein hat inzwischen eine Qualität erreicht, die Sommeliers zum Staunen bringt. Er zählt ebenso wie der alkoholfreie Gin zu den absoluten Trendgetränken. 

Angefangen hat alles 1972 mit alkoholfreiem Bier. Es war der Braumeister Ulrich Wappler aus der VEB Engelhardt-Brauerei in Berlin-Stralau, der den ersten Gerstensaft ohne Prozente entwickelte. Er nannte es Aubi, abgekürzt für Autofahrer-Bier, was seinen damaligen Zweck erklärt. Was zunächst (ungern) als alkoholfreie Alternative getrunken wurde, wenn man sicher nach Hause kommen wollte, mauserte sich später zum isotonischen Sportlergetränk. Eine ähnliche Karriere machen gerade alkoholfreie Weine und Spirituosen. Sie sind die neuen Trendgetränke einer Gesellschaft, die zunehmend bewusster konsumiert und genießt. Und sie werden immer besser: Kluge Tüftler finden ständig neue Wege, alkoholfreie Alternativen zu entwickeln, die wirklich schmecken und Spaß machen. Welche alkoholfreien Alternativen es heute gibt? Wir verschaffen Ihnen einen kleinen Überblick.

Verschiedene Sorten von Getränken angerichtet mit Citrusfrüchten und Obst

Diese alkoholfreien Alternativen gibt es

Alkoholfreie Biere sind die Klassiker unter den alkoholfreien Alternativen. Es gibt sie in vielen Sorten wie Pils, Kölsch, Weizen oder Alt. Alkoholfreien Bieren wird durch ein spezielles Brauverfahren der Alkohol entzogen, dabei behalten sie den typischen Biergeschmack. Entalkoholisiert werden auch Sekte und Weine. Sie werden immer hochwertiger und finden inzwischen sogar Anerkennung bei Sommeliers. Ein guter alkoholfreier Wein ist eine elegante Alternative zum alkoholischen Pendent und eignet sich wunderbar als Begleitung zu einem festlichen Menü oder zu besonderen Anlässen. Ein weiterer alkoholfreier Getränketrend ist der Mocktail, also der alkoholfreie Cocktail. Mocktails bestehen meist aus Säften, Sirups, Kräutern und Sodawasser und haben auch ohne Alkohol oft komplexe und erfrischende Geschmacksprofile. Inzwischen gibt es auch viele Rezepte, die alkoholfreie Spirituosen enthalten, was uns zu den wohl kuriosesten alkoholfreien Alternativen bringt.

Alkoholfreier Gin und Spirituosen: anders und lecker

Alkoholfreie Spirituosen – wie soll das gehen? Ist der Alkohol nicht die zentrale charakteristische Komponente? Eigentlich schon. Trotzdem erfreuen sich alkoholfreie Spirituosen zunehmender Beliebtheit. Immer mehr Produkte imitieren immer besser den Geschmack und das Aroma traditioneller Spirituosen, ohne selbst welche sein zu wollen. Der Vorreiter ist der alkoholfreie Gin, der eigentlich gar nicht so heißen darf, weil Gin per Definition einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5 % aufweisen muss. Trotzdem hat sich diese Bezeichnung durchgesetzt, vermutlich weil man eine Alternative erschaffen wollte, die einen erkennbaren Bezug zum Original hat. Den hat der alkoholfreie Gin auch von der Rezeptur her, sieht man von der Basis einmal ab, denn die ist Wasser. Doch auch in dem lassen sich Kräuter, Gewürze und Pflanzenstoffe wie Wacholder, Zitrusfrüchte und andere Botanicals destillieren. Eine einheitliche Rezeptur für alkoholfreien Gin gibt es nicht, entsprechend vielfältig ist das Angebot.
Um dem typischen Geschmack von Rum möglichst nahe zu kommen, werden bei der alkoholfreien Alternative Aromen wie Vanille, Karamell, Eiche und Gewürze extrahiert und mit Wasser und – gelegentlich – natürlichen Süßstoffen gemischt. Das Ergebnis ist eine würzige, süßliche Basis für Cocktails. Alkoholfreier Wodka wird ähnlich produziert wie alkoholfreier Gin, nämlich durch die Destillation von botanischen Extrakten und natürlichen Aromen in Wasser. Der Fokus beim Wodka liegt allerdings auf einem klaren, neutralen Profil. Alkoholfreier Tequila wird durch die Extraktion und Destillation von Agave und anderen pflanzlichen Aromen hergestellt. Die alkoholfreie Variante behält die Erdigkeit und die pflanzlichen Noten bei, die typisch für Tequila sind. Beim alkoholfreien Whisky schließlich werden durch komplexe Infusionen und Extraktionsprozesse Aromen wie Holz, Vanille, Karamell und Gewürze in eine Wasserbasis eingebracht, um den reichhaltigen und intensiven Geschmack von Whisky nachzuahmen.

Barkeeperin richtet verschiedene Getränke auf einer Bar an

0,0 % Alkohol und 100 % Geschmack – geht das?

Natürlich geht das. Man darf nur nicht den Fehler machen, die alkoholfreie Variante mit dem alkoholhaltigen Original zu vergleichen. Wer nach einem klassischen Bier auf ein alkoholfreies umsteigt, weil er noch fahren muss, weiß das. 
Beim alkoholfreien Wein hängt der Geschmack vor allem von der Qualität des Ausgangsprodukts ab. Alkohol kann unerwünschte Aromen nämlich gut kaschieren. Entalkoholisiert man minderwertigen Wein, beispielsweise aus billiger Überproduktion, wird das Ergebnis kaum einen Sommelier überzeugen. Modernen alkoholfreien Qualitätsweinen gelingt das inzwischen aber gut. 
Der Geschmack von purem alkoholfreien Gin erinnert kaum an echten Gin, da Alkohol und oft auch Zucker als wesentliche Geschmacksträger fehlen. Als Zutat für Cocktails und Longdrinks funktioniert er aber wunderbar und ist dann für viele kaum vom Original zu unterscheiden.

Trendgetränke ohne Alkohol

Gin gehört zweifelsfrei zu den alkoholfreien Getränketrends. Legendär kombiniert wird er – ebenso wie das Original – natürlich mit Tonic. Aber welches Tonic passt am besten zu alkoholfreiem Gin? Die Grundregel lautet: Das Tonic sollte die botanischen Noten des alkoholfreien Gins ergänzen, sie aber keinesfalls überdecken. Hier kommen unsere Empfehlungen:

  • Indian Tonic Water passt gut zu den meisten alkoholfreien Gins, insbesondere wenn sie eine starke Wacholdernote haben, da es die klassischen Gin-Tonic-Aromen zum Tragen bringt.
  • Mediterranean Tonic Water mit seinen leichten, floralen und kräuterigen Noten ist ideal für alkoholfreie Gins mit einem weichen, blumigen oder zitrusfruchtigen Profil.
  • Cucumber Tonic Water eignet sich besonders für alkoholfreie Gins mit frischen, pflanzlichen Noten. Es betont die Kräuteraromen und sorgt für eine erfrischende Komponente.
  • Aromatisierte Tonics, beispielsweise mit Hibiskus, Elderflower oder Pink Grapefruit, harmonieren zu Gins mit fruchtigen oder exotischen Aromen und fügen eine interessante Geschmacksdimension hinzu.

Alkoholfreier Genuss in der Gastronomie

Sollten Sie sich nach Lektüre dieses Artikels dazu entschließen, Ihre Getränkekarte um alkoholfreie Alternativen zu klassischen Cocktails und Longdrinks zu ergänzen – was wir Ihnen wirklich sehr ans Herz legen –, dann gibt es bei deren Zubereitung ein wenig zu beachten. Das Allerwichtigste ist ein ausgewogener Geschmack. Da alkoholfreie Spirituosen oft weniger intensiv sind, ist es wichtig, die Aromen durch Zutaten wie Zitrusfrüchte, Kräuter, Gewürze oder fruchtige Sirups zu ergänzen und so für ein reicheres Geschmacksprofil zu sorgen. Außerdem kann der fehlende Alkohol die Textur verändern. Verwenden Sie Zutaten wie Tonic Water, Sodawasser oder Fruchtsäfte, um ein angenehmes Mundgefühl zu schaffen. Das Hinzufügen von Schaum – beispielsweise in Form von Eiweiß oder Sirups – kann ebenfalls helfen, eine reichhaltigere Textur zu erzielen. Sprudelnde Komponenten bringen Frische und Lebendigkeit in Ihre alkoholfreien Drinks. Stimmen Sie deren Auswahl aber unbedingt auf die Aromen der alkoholfreien Spirituose ab. Last, but not least spielt auch das Eis eine Rolle. Verwenden Sie möglichst klare, große Eiswürfel oder Eisblöcke. Sie schmelzen langsamer und verwässern vor allem Longdrinks nicht so schnell. 

Alkoholfrei und ohne Alkohol – nicht dasselbe

Bleibt abschließend nur noch eine Frage zu klären: Ist alkoholfrei wirklich alkoholfrei? Streng genommen nicht. Denn in Deutschland, Österreich und der Schweiz dürfen Getränke als alkoholfrei bezeichnet werden, die bis zu 0,5 Volumenprozent Alkohol enthalten. Laut der europäischen Lebensmittel-Informationsverordnung muss der Alkoholgehalt sogar erst ab 1,2 Volumenprozent gekennzeichnet werden. Wirklich gänzlich frei von Alkohol sind Getränke erst, wenn sie die Angabe „ohne Alkohol“ tragen. Das dürften viele Fruchtsäfte interessanterweise nicht. Denn durch die natürliche Gärung können Fruchtsaft und Fruchtnektar Alkohol enthalten. Gesetzlich toleriert werden drei Gramm pro Liter, was 0,38 Volumenprozent entspricht. Die kann man aus gesundheitlicher Sicht tatsächlich vernachlässigen und Säfte unbeschwert genießen – ebenso wie alle anderen alkoholfreien Alternativen. Wohl bekomm’s!

Rezept: Sandowner

Der Sanbittèr ist nicht wirklich ein Trendgetränk, denn den alkoholfreien Aperitif gibt es schon seit 1961. Kultig ist er trotzdem, denn mit seiner rubinroten Farbe und seiner Kombination aus Zitrus- und Kräuteraromen hat er jede Menge Potenzial für spannende Cocktailkreationen. Unsere heißt Sandowner und ist der perfekte Begleiter für einen lauen Herbstabend.