Preiselbeeren: kleine Beere, großer Auftritt
Egal ob in der Wildküche, zu Käse oder als Müsli-Topping: Preiselbeeren kommen kulinarisch gerade ganz groß raus. Denn die kleinen roten Beeren haben ein einzigartig säuerlich-herbes Aroma und sind dazu echte Kraftpakete. Doch was macht Preiselbeeren so besonders? Wo werden sie angebaut? Und was ist der Unterschied zu Cranberrys? Diese Fragen beantworten wir im nachfolgenden Artikel. Außerdem klären wir zur „Kulturpreiselbeere“ auf und geben Tipps für den Einsatz von Preiselbeeren in der Küche.
Die Preiselbeere – Naturwunder auf 30 Zentimetern
Wäre die Preiselbeere ein Mensch, sie würde Funktionsklamotten tragen, immer ein Survival-Kit im Rucksack haben und selbst im Winter unter freiem Himmel schlafen. Sprich: Die Verwandte der Heidelbeere ist eine robuste Pflanze, die Bedingungen trotzt, bei denen andere Pflanzen – um beim Bild zu bleiben – ohne Zögern ins Hotel ziehen würden. In den Klimazonen der Nordhalbkugel beheimatet, schreckt die Preiselbeere selbst vor arktischen Regionen nicht zurück. Der pflanzliche Überlebenskünstler wächst in lichten Wäldern in friedlicher – und vermutlich sehr stiller – Nachbarschaft zu Tannen und Kiefern auf kargen Böden. Ihre frostresistenten Wurzeln verankern sich in saurem, sandigem Erdreich und bringen eine strauchartige Pflanze hervor, die selten höher wird als 30 Zentimeter und die von August bis Oktober Früchte trägt. Ihre Beeren sind klein, rund, leuchtend rot und haben ein helles Fruchtfleisch mit vielen Samen. Die Preiselbeere hat viele regional unterschiedliche Namen: In Thüringen heißt sie Braunschnitzer, in Egerland und Erzgebirge Graslitzbeer und in Bayern und Österreich kann man sich nicht entscheiden zwischen Granten, Grandlbeer, Granken und Kranklbeer. Merken müssen Sie sich auch nicht die Bezeichnungen Krambeere (untere Weser), Fuchsbeeri (natürlich Schweiz) und Dröppelkes (Westfalen) – es sei denn, Sie essen dort mal ein Wildgericht.
Wo und wie werden Preiselbeeren angebaut?
Womit wir wieder beim Thema „Preiselbeeren und Wild“ wären. Vielleicht passt beides ja auch deshalb so gut zueinander, weil die Preiselbeere fast ebenso wild ist wie das Wild. Denn Preiselbeeren werden nicht wie Heidelbeeren im großen Stil kultiviert, sondern noch immer überwiegend in ihrer natürlichen Umgebung gesammelt. In Neufundland und Labrador (Kanada) beträgt die Erntemenge wilder Preiselbeeren durchschnittlich 96.500 Kilogramm pro Jahr, was die Region zum größten Anbaugebiet in Nordamerika macht. Von dort werden die Beeren meist tiefgefroren exportiert. Daneben gibt es bestimmte Kulturvarianten, die auf einen höheren Ertrag ausgelegt sind als die wild wachsenden Ursprungsformen. Wer nun denkt, diese Beeren seien Kulturpreiselbeeren, der irrt. Denn bei den im Handel mit diesem Begriff ausgewiesenen Beeren handelt es sich um die großfruchtige Moosbeere, auch Cranberry genannt.
Preiselbeere vs. Cranberry: ein Heidendurcheinander?
Natürlich wollen wir Sie nicht verwirrt zurücklassen, weshalb wir nun die Frage klären: Was ist der Unterschied zwischen Preiselbeeren und Cranberrys? Beide Beeren gehören zur Familie der Heidekrautgewächse, sehen sich durchaus ähnlich und werden deshalb oft verwechselt. Doch wer genauer hinsieht, merkt den Unterschied sofort. Cranberrys sind im Vergleich zur Preiselbeere echte Riesen, denn sie werden so groß wie eine Kirsche, während Preiselbeeren etwa erbsengroß sind. Geschmacklich sind sich die Beeren recht ähnlich: Sie sind beide säuerlich-herb, wobei Cranberrys etwas milder schmecken als Preiselbeeren. Dennoch eignen sich beide Beerenarten nur bedingt zum Rohverzehr. Leichter verdaulich und schmackhafter sind sie in verarbeiteter Form. Beliebt sind sowohl Cranberrys als auch Preiselbeeren vor allem in Soßen und Chutneys, als Marmeladen und Gelees sowie als säuerlich-herbe Beigabe zu Eintopf oder Braten. Auch in getrockneter Form als Knabberei oder als Zutat im Müsli finden sich die Beeren im Handel.
Inhaltsstoffe: Wie gesund sind Preiselbeeren?
Preiselbeeren sind eine gute Wahl für eine gesunde Ernährung, denn sie bieten eine Vielzahl von wichtigen Nährstoffen. In ihnen stecken B-Vitamine und Provitamin A sowie Vitamin C, das unser Körper unter anderem für den Aufbau von Bindegewebe und Knochen benötigt. Bei den Mineralstoffen finden sich Kalium, Calcium, Magnesium und Phosphor in Preiselbeeren – jedoch in eher kleinen Mengen. Dafür sind die Beeren reich an Gerbstoffen und Phenolsäuren. Der charakteristisch saure Geschmack der Preiselbeeren kommt von verschiedenen Fruchtsäuren, darunter auch Salicylsäure, die für ihre schmerzlindernde Wirkung bekannt ist. Ein verwandter Wirkstoff, die Acetylsalicylsäure, findet sich in manchen Schmerzmitteln. Darüber hinaus enthalten Preiselbeeren sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole und Flavonoide, die als natürliche Entzündungshemmer gelten. Durch ihren hohen Gehalt an Ballaststoffen regen Preiselbeeren zudem die Verdauung an und fördern das Sättigungsgefühl. Mit nur rund 50 Kilokalorien pro 100 Gramm sind sie ein echtes Leichtgewicht und ideal für alle, die sich kalorienbewusst ernähren.
Preiselbeeren in der Küche: So verwendet man sie
Ob als säuerliche Beilage oder als erfrischende Note in süßen Speisen – Preiselbeeren sind echte Allrounder in der Küche. Die wohl bekannteste Verwendung finden sie als Begleitung zu Wildgerichten. Die herbe Note der Beeren harmoniert perfekt mit dem kräftigen Fleischgeschmack und bringt eine fruchtige Komponente auf den Teller. Auch als Soße oder Kompott zu gebratenem Geflügel wie Ente oder Gans sind sie ein Klassiker. Gebackener Camembert und würzige Käseplatten sind ohne die süß-sauren Beeren fast schon undenkbar.
In süßen Rezepten sorgen Preiselbeeren für die perfekte Geschmacksbalance. Zum Beispiel macht sich ein Preiselbeer-Kompott großartig zu Kaiserschmarrn oder Pfannkuchen. In der modernen Küche findet man Preiselbeeren zudem in Joghurt, Müsli und Smoothies. Ebenso beliebt ist die Preiselbeer-Marmelade, die durch ihren intensiven Geschmack jede Brotzeit veredelt. Auch zur Verfeinerung von Soßen oder als Topping auf Cheesecake oder Eis wird sie gerne verwendet. Nicht zuletzt verleihen Preiselbeeren Bowls und Salaten einen fruchtig-herben Kick.
Tradition und Moderne: der Preiselbeer-Kult
Wie viele andere traditionelle Lebensmittel hat die Preiselbeere ihren Weg aus der Wildküche in die moderne Kulinarik gefunden. Auch wenn die klassischen Rezepte ihre Fans haben, sind kreative Variationen auf dem Vormarsch. So gibt es Preiselbeeren inzwischen in Kombination mit exotischen Zutaten wie Chili, Ingwer oder sogar als Bestandteil von Gin. Die Preiselbeere zeigt, dass sie mit der Zeit geht und dabei nichts von ihrem besonderen Charme verliert. Egal ob wild oder kultiviert, frisch oder verarbeitet – die kleine rote Beere erfindet sich immer wieder neu und bleibt doch stets ihren Wurzeln treu.
Weihnachten gut burgerlich
Nein, da fehlen keine Punkte auf dem „u“. Dieses Jahr kommt – zumindest in unserem heutigen Rezept – das Festtagsgeflügel zwischen zwei Brötchenhälften. Der Christmas-Burger ist deshalb auch keine Aufforderung, an Heiligabend ein Drive-in aufzusuchen. Stattdessen zeigen wir Ihnen, dass ein mit Liebe und edlen Zutaten komponierter Hamburger alles andere ist als Fast Food, nämlich ein vollwertiges Weihnachtsessen.