Erntedankfest
Seit Jahrtausenden bauen Menschen Getreide, Obst und Gemüse an und sind mit Sicherheit seit ebenso langer Zeit dankbar, wenn die Ernte reich ausfällt. Weil Mutter Natur dabei – naturgemäß – ein Wörtchen mitzureden hat, ist das bis heute nicht selbstverständlich. Deshalb feiern wir das Erntedankfest. Doch was ist die genaue Bedeutung und was die Geschichte des Erntedankfestes? Wir begeben uns auf Spurensuche. Außerdem geben wir Ihnen Tipps, wie Sie den Erntedank in Ihrer Gastronomie umsetzen können.
Wertschätzung von Natur und Mensch
Der Name ist eigentlich selbsterklärend. Beim Erntedankfest feiern wir eine erfolgreiche Ernte und danken dafür. Aber wem eigentlich? Der Natur? Gott? Den Bäuerinnen und Bauern? Allen irgendwie. Aber zu Beginn beantworten wir eine andere grundsätzliche Frage, nämlich: Was ist das Erntedankfest und woher kommt es?
Das Erntedankfest ist ein Fest, das in vielen Teilen der Welt gefeiert wird – vor allem in christlichen Gemeinden. Es hat seine Wurzeln in heidnischen Bräuchen, bei denen die Menschen ihren Göttern für eine erfolgreiche Ernte dankten. Mit der Christianisierung Europas wurde dieser Brauch übernommen und in das kirchliche Jahr integriert. In der katholischen Kirche ist das Erntedankfest seit dem 3. Jahrhundert belegt. Heute ist das traditionsreiche Fest vor allem eine Gelegenheit, um in einer von Konsum geprägten Gesellschaft innezuhalten und sich bewusst zu machen, wie sehr wir von der Natur und ihren Gaben abhängig sind.
Die Ursprünge des Erntedankfests
Das Erntedankfest ist in verschiedenen Kulturen verankert, seine Ursprünge reichen bis in die Antike zurück. Schon die Römer und Griechen feierten ihre Erntefeste, bei denen sie ihren Göttern Opfergaben darbrachten. Im Mittelalter wurden in Europa Erntedankfeste dann zunehmend mit christlichen Riten verknüpft. In Deutschland findet das Erntedankfest traditionell am ersten Sonntag im Oktober statt, die evangelische Kirche feiert das Fest am ersten Sonntag nach dem 29. September, dem Michaelistag.
Heute ist die Bedeutung des Erntedankfests im Begriff, sich zu wandeln. Wir danken nicht mehr nur Gott und der Natur, sondern auch den Menschen, die mit harter Arbeit die Ernte für uns einbringen. Bäuerinnen und Bauern verdienen zu Recht unsere Anerkennung, weshalb wir den Erntedank nicht nur in der Kirche, sondern auch auf Bauernmärkten und Dorffesten und sogar in den Familien zu Hause feiern. Auch weil wir bewusster mit Lebensmitteln und Ressourcen umgehen, hat das Erntedankfest inzwischen einen neuen Charakter bekommen, der mit Wertschätzung und Nachhaltigkeit verbunden wird.
Wie wird Erntedank in Deutschland gefeiert?
Am Tag des Erntedankfests finden in vielen Kirchen spezielle Erntedankgottesdienste statt, bei denen der Altar und die Altarstufen mit Erntegaben wie Obst, Gemüse, Getreide und Blumen geschmückt werden. Auch Ernteteppiche und Bilder mit landwirtschaftlichen Motiven symbolisieren den Dank für die Ernte und erinnern die Gäste des Gottesdiensts an die Fülle der Natur. Zu den typischen Bräuchen des Erntedankfests gehören auch Erntekronen und -kränze. Sie werden aus Getreideähren, Früchten und Blumen gefertigt und beispielsweise bei Prozessionen getragen. In einigen Regionen gibt es zum Erntedankfest Umzüge, bei denen dekorierte Wagen, Trachten- und Musikgruppen durch die Straßen ziehen.
Erntedank und Volksfeste
Aber auch riesige Volksfeste gehen auf den Erntedank zurück, darunter der Cannstatter Wasen. Das zweitgrößte Volksfest Deutschlands wurde bei seiner Premiere im Jahr 1818 unter dem Namen „Landwirtschaftsfest zu Kannstadt“ gefeiert. Dieser Name hatte seinen Ursprung in den historischen Ereignissen jener Zeit: Im Jahr 1815 schleuderte der Vulkan Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa bei einem Ausbruch so viel Asche in die Atmosphäre, dass ein Schleier die Erde umhüllte und in weiten Teilen Europas Klimaveränderungen auslöste. Auch im Königreich Württemberg waren die Sommer der Jahre 1815 und 1816 geprägt von Kälte, Dunkelheit und massiven Ernteausfällen. Nachdem die Bevölkerung nach langer Not wieder genug zu essen hatte, zog König Wilhelm I. seine Schlüsse aus den schwierigen Jahren. Er setzte sich das Ziel, die Landwirtschaft zu reformieren und die Bauern weiterzubilden. Im Jahr 1817 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Katharina die „Zentralstelle des landwirtschaftlichen Vereins“. Seinem Volk schenkte er aus Dankbarkeit ein Volksfest.
Das Erntedankfest in anderen Ländern und Religionen
Sicher denken Sie beim Erntedankfest anderer Länder sofort an die USA und an Thanksgiving. Tatsächlich bedeutet „Thanksgiving“ wörtlich übersetzt so viel wie Danksagung, was den Eindruck erwecken könnte, dass es sich um die nordamerikanische Version des europäischen Erntedankfests handelt. Das ist jedoch nicht der Fall. Denn während unser Erntedankfest ein religiöser Feiertag ist, ist Thanksgiving ein ausdrücklich säkularer, also weltlicher Feiertag. Er geht auf ein gemeinsames Fest zwischen den ersten Siedlern, den sogenannten Pilgervätern, und den indigenen Völkern Nordamerikas zurück.
In vielen weiteren Ländern werden Feste begangen, die man mit unserem Erntedankfest vergleichen kann. In Ghana feiert man beispielsweise im August das Homowo-Fest. Der Name bedeutet so viel wie „Hunger verspotten“ und erinnert an eine historische Hungersnot, die durch erfolgreiche Landwirtschaft überwunden wurde. Während des Fests wird eine spezielle Speise namens Kpokpoi (aus Mais und Palmöl) zubereitet und es finden Paraden, traditionelle Tänze und Trommelmusik statt, um den Überfluss und die Gemeinschaft zu feiern.
Mehrtägige Feste und bunte Kühe
Chuseok ist eines der wichtigsten traditionellen Feste in Südkorea und wird wie unser Erntedankfest im Herbst gefeiert. Bei dem dreitägigen Fest kommen Familien zusammen, um ihrer Vorfahren zu gedenken, traditionelle Gerichte wie Songpyeon (Reiskuchen) zuzubereiten und ihre Dankbarkeit für die Ernte zu zeigen. Ganze vier Tage lang dauert das Pongal-Fest im Januar, ein Erntedankfest, das hauptsächlich im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu gefeiert wird. Es ist dem Sonnengott Surya gewidmet, und die Menschen danken für die Ernte von Reis und anderen Feldfrüchten. Dabei wird der spezielle Pongal-Reis in einem neuen Topf gekocht.
In der Schweiz wird der Alpabzug, der Viehtrieb von den Alpen ins Tal, oft als eine Art Erntedankfest gefeiert. Die Kühe werden festlich geschmückt, und es finden traditionelle Feste mit Musik, Tanz und lokalen Spezialitäten statt. Diese Tradition symbolisiert das Ende der Sommerweidezeit und die Rückkehr des Viehs in die Ställe. In der jüdischen Religion wird das Erntedankfest sogar gleich zweimal gefeiert: einmal zu Beginn der Erntezeit mit dem Schawuot und einmal zum Ende mit dem Sukkot. Doch genug gereist. Zeit, dass wir zurückkehren und uns dem Erntedank in der Gastronomie widmen.
Erntedank in der Gastronomie: 5 Tipps
Für die Gastronomie bietet der Erntedank die perfekte Gelegenheit, saisonale und regionale Produkte authentisch in Szene zu setzen und ihre Qualität und Frische zu feiern. Vielleicht inspirieren Sie ja die nachfolgenden Ideen:
- Kreieren Sie ein Erntedankmenü (und nennen Sie es ruhig auch so), das auf saisonalen Komponenten wie Kürbis, Pilzen, Äpfeln und Wurzelgemüse basiert. Dieses Menü könnte beispielsweise aus Kürbiscremesuppe, einem Pilzrisotto und einem Apfel-Crumble als Nachtisch bestehen.
- Stellen Sie ein Erntedankbuffet zusammen, bei dem Ihre Gäste aus verschiedenen herbstlichen Gerichten wählen können, zum Beispiel Ofengemüse, Quiches, hausgemachte Brotaufstriche und Salate mit Nüssen oder Kernen. Das Ganze funktioniert natürlich auch als Frühstücksbuffet mit Müsli, selbst gebackenen Brötchen und viel Obst.
- Ganz wichtig: das Ambiente. Dekorieren Sie den Gastraum mit herbstlichen Accessoires wie Kürbissen, Ähren und bunten Blättern. Verwenden Sie möglichst Naturmaterialien, um eine authentische herbstliche Atmosphäre zu schaffen. Die Regel lautet: bloß kein Kitsch!
- Saisonale Getränke ergänzen Ihr herbstliches Menü perfekt. Setzen Sie neben dem klassischen Federweißen zum Beispiel Apfelpunsch, hausgemachten Traubenmost oder Cocktails mit Zimt und Ingwer auf Ihre Getränkekarte.
- Beziehen Sie regionale Produzenten ein, von denen Sie Ihre Ware beziehen, und präsentieren Sie diese Partnerschaften auf der Speisekarte oder durch kleine Geschichten über die Herkunft der Produkte. Das betont die Authentizität der Erntedankfeier in Ihrer Gastronomie und zeigt, dass Sie Wert auf Nachhaltigkeit legen.
Sie möchten Erntedank feiern?
Dann haben wir das passende Rezept für Sie herausgesucht. Auch wenn es typisch amerikanisch sein mag, aber wer denkt bei Erntedank nicht an einen Truthahn? Probieren Sie unsere Variante dieses Klassikers. Sie werden nicht enttäuscht sein.