Karneval kulinarisch: Das schmeckt den Narren
Wussten Sie, dass das Wort „Karneval“ sich herleitet vom lateinischen „carnis levamen“, was so viel bedeutet wie die „Wegnahme von Fleisch“? Der Begriff „Fasching“ geht auf das 13. Jahrhundert zurück und stammt von „vaschanc“ oder „vastschang“ ab, womit der Ausschank eines Fastentranks bezeichnet wurde, der meist aus starkem Bier bestand. Auch in der „Fasnacht“ schwingt die bevorstehende Entbehrung mit, denn das Wort „vas(t)(en)nacht“ bezeichnet die Nacht vor dem Fasten. Und so verwundert es nicht, dass der kulinarische Karneval überall denselben roten Faden hat: noch einmal viel, üppig und lecker essen, bevor Schmalhans wieder Küchenmeister ist. Was, das zeigen wir Ihnen auf unserer Reise durchs karnevalistische Schlemmerland.
Hauptsache fettig
Im Rheinland werden zu Weiberfastnacht Krawatten abgeschnitten, in Südbaden ziehen am „Schmutzige Dunnschdig“ mit weißen Nachthemden, Zipfelmützen oder Nachthauben bekleidete „Hemdglunkis“ durch die Straßen, und im nordthüringischen Eichfeld schlägt man sich am „Fetten Donnerstag“ mit üppigen Leckereien wie Schlachtwurst und Pfannkuchen den Bauch voll. Sie sehen schon, in Eichfeld hat man am ersten Karnevalstag einen klaren Fokus: essen. Die Geschichte dahinter macht den Grund plausibel: Der Überlieferung nach war der Donnerstag vor Aschermittwoch schon im Mittelalter der letzte Back- und Schlachttag vor der fleischlosen Fastenzeit. Weil die Vorräte nicht bis Ostern aufbewahrt werden konnten, mussten sie verbraucht werden. Also wurde am „Fetten Donnerstag“ geschlemmt.
Ein kulinarischer Tag im rheinischen Karneval
Auch im Rheinland wird an Karneval traditionell ordentlich gegessen, schließlich feiert und tanzt man dort den ganzen Tag lang. Das verbraucht Kalorien. Deshalb gibt es zum ersten Frühstück gerne Berliner, gefolgt von einem zweiten mit Mettbrötchen, schließlich braucht der Mensch auch Herzhaftes. Immer am Start: Muzenmandeln als kleiner Snack zwischendurch. Wenn es gegen Mittag zum Straßenkarneval geht, kommt man an einer Portion Pommes praktisch nicht vorbei. Und weil man morgens immer zu viele Berliner kauft, gibt es die dann noch mal zum Kaffee. Geht es in Richtung Abend, weiß man im Rheinland, dass man eine „Grundlage schaffen“ muss: Sättigend, aber wenig beschwerend ist der „Halve Hahn“. Die Kölner Spezialität (Roggenbrötchen mit Käse) verwechseln inzwischen wirklich nur noch ganz Ahnungslose mit einem halben Hähnchen. Wer bis zum späten Abend durchhält, bekommt irgendwann einen unwiderstehlichen Drang nach einem Döner. Und so geht der kulinarische Karneval auch über die kulinarischen Landesgrenzen hinaus.
Saure Leber und Mehlsuppe stärken den Süden
Während man sowohl im Norden der Republik als auch in der Bundeshauptstadt den ganzen Hype um Karneval nicht nachvollziehen kann, haben sich im Südwesten ganz eigene Traditionen entwickelt – neben den bereits erwähnten Hemdglunkis seien hier vor allem die Umzüge in prächtigen historischen Kostümen und Holzmasken hervorgehoben. Kulinarisch spielen in der schwäbisch-alemannischen Fasnacht die „badischen Scherben“ und die „Fasnachtsküchle“ eine wichtige Rolle, die man mit den Muzen bzw. den Berlinern vergleichen kann. Weitere typische Fasnachtsspeisen sind saure Leberle oder Nierle und Kutteln in verschiedenen Geschmacksrichtungen sowie gebrannte Mehlsuppe. Letztere stärkt vor allem ausdauernde Narren am frühen Morgen und füllt den Magen bis zu einem ordentlichen Frühstück. Mehlsuppe ist auch auf der anderen Seite der Grenze Tradition und fester kulinarischer Bestandteil der „Basler Fasnacht“.
Ist Ihnen was aufgefallen? Neben „viel, üppig und lecker“ gibt es einen weiteren roten Faden beim kulinarischen Karneval: Fettgebäck. Natürlich bekommen Sie Berliner, Krapfen und ihre Verwandten beim Bäcker und auch in Ihrem Lieblings-Großmarkt. Aber wie wäre es, wenn Sie selbst kreativ werden? In Sachen Topping und Füllung sind der Fantasie schließlich keine Grenzen gesetzt. Hier geht’s zum Rezept.