Frau in einer schwimmenden thailändischen Streetfood-Garküche bereitet ein typisch thailändische Gericht zu

Thailändische Küche: Asien vom Feinsten

Die thailändische Küche ist wirklich erstaunlich: Sie ist international beeinflusst und doch tief in der Kultur der Bevölkerung verankert. Sie ist variantenreich und hat doch ganz typische Zutaten. Sie ist würzig und scharf und doch leicht und gesund. Was gegensätzlich klingt, verleiht der Thai-Küche ihren unverwechselbaren Charakter und macht sie zur beliebtesten Küche Asiens. Wir unternehmen eine kulinarische Reise nach Thailand und geben unter anderem Antworten auf die Fragen, was die thailändische Küche auszeichnet, mit welchen Zutaten, Kräutern und Gewürzen gekocht wird und welche regionalen Unterschiede es gibt.

Verschiedene Reissorten in unterschiedlichen Schüsseln von oben forografiert

Was zeichnet die thailändische Küche heute aus?

Diese Frage ist – siehe Historie – nicht schnell beantwortet. Beginnen wir mit der Basis: Reis. Er ist Grundnahrungsmittel Nummer eins und aus keinem thailändischen Gericht wegzudenken. Sogar thailändische Nudeln bestehen überwiegend aus Reis. Welche Bedeutung Reis in der thailändischen Küche hat, beweist der thailändische Ausdruck für „eine Mahlzeit einnehmen“: Kin Khao. Er bedeutet wörtlich „Reis essen“, wobei es egal ist, um welche Art von Speise es sich handelt.

Der beliebteste thailändische Reis ist der aus dem Nordosten des Landes stammende Jasminreis, ein edler und teurer Duftreis. Darüber hinaus wird in der Thai-Küche gerne Klebreis verwendet, den man gemäß Tradition ganz einfach mit den Fingern essen kann. Reis hat natürlich nicht nur den Vorteil, nahrhaft und gesund zu sein, er nimmt typisch thailändischen Gerichten auch ihre Schärfe.

Original thailändisch: Kokosnuss, Meeresfrüchte, Chili und frische Kräuter

Eine weitere zentrale Komponente der Thai-Küche ist Kokosmilch. In vielen Gerichten verwendet man den abgesetzten dicken Rahm zum Anbraten und Verfeinern. In diesem Fall wird die Dose nicht geschüttelt, sondern nur vorsichtig geöffnet und der Rahm abgeschöpft. Aber auch die verbliebene Flüssigkeit kommt natürlich zum Einsatz. Außerdem wird mit Kokosöl gebraten und die Blätter der Kokospalme dienen als Alternative zur Alufolie: Zum schonenden Grillen oder Dämpfen werden Speisen einfach darin eingewickelt. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern sieht auch noch hübsch aus.

Thailändisches Essen mit frischen Zutaten als Bowl serviert

Weil die ursprüngliche Thai-Küche vom Meer lebte, spielen Fisch und Meeresfrüchte eine große Rolle. Garnelen, Shrimps, Pangasius und Zackenbarsch findet man frisch gegrillt, in Wok-Gerichten, in Salaten oder verarbeitet zu Würzmitteln wie Fischsoße und Shrimppaste. Letztere sind ebenso fester Bestandteil der Thai-Küche wie die bereits erwähnten Chilis. Die grünen und rote Schoten erhält man auch bei uns. Sie sind drei bis vier Zentimeter lang und ordentlich scharf. Deshalb sollte man sie sparsam einsetzen und immer nur mit Handschuhen verarbeiten. Zu den wichtigsten Kräutern zählen Koriandergrün, Kaffirlimettenblätter, Thai-Basilikum und Zitronenbasilikum. Gewürzt und abgeschmeckt wird außerdem gern mit Zitronengras, Limetten, Ingwer, Galgant und Knoblauch sowie mit Reisessig, Austernsoße, süßscharfer Chilisoße und Sesamöl.

Die Basis für original thailändische Soßen bilden Currypasten, die man entweder selbst herstellen oder fertig kaufen kann. Fertige Pasten gibt es in Gelb, Grün und Rot mit unterschiedlichen Schärfegraden. Die grüne Currypaste ist die schärfste, danach kommt die ebenfalls noch recht scharfe rote Currypaste. Die mildeste Variante ist die gelbe, der das Gewürz Kurkuma ihre Farbe verleiht.

Regionale Unterschiede und Bangkok-Küche

Mit welchen Zutaten und Kräutern in Thailand gekocht wird, ist auch von der Region abhängig. Denn wie bei uns – siehe Labskaus und Weißwurst – gibt es regionale Unterschiede. Man unterteilt Thailand in vier kulinarische Regionen:

Khao Soi, typisch thailändisches Gericht, in einem schwarzen Teller angerichtet und mit Stäbchen serviert

Norden (Lanna-Küche)

Die nordthailändische Küche ist mild, aromatisch und beeinflusst von den Nachbarn Myanmar und Laos. Klebreis ist hier das Grundnahrungsmittel, oft serviert mit würzigen Dips wie „Nam Prik Ong“, einer Schweinefleisch-Tomaten-Chili-Paste. Berühmt ist auch „Khao Soi“, eine cremige Kokos-Curry-Nudelsuppe mit knusprigem Nudeltopping. Kräuter und fermentierte Zutaten sorgen für komplexe Aromen, Kokosmilch wird eher selten genutzt.

Nordosten (Isaan-Küche)

Die Isaan-Küche ist bekannt für ihre kräftigen Aromen. Klassiker sind „Som Tam“ (grüner Papayasalat), „Larb“ (würziger Hackfleischsalat) und gegrilltes Fleisch mit scharfen Dips. Auch im Nordosten wird fast immer Klebreis gegessen, der mit den Fingern geformt wird. Fischsoße, fermentierter Fisch („Pla Ra“) und viele Kräuter verleihen den Gerichten eine intensive Würze.

Bangkok und Zentral-Thailand

Die zentrale Region vereint Einflüsse aus allen Landesteilen. Hier gibt es alles: von cremigen Kokos-Currys („Massaman“) über süßscharfe Gerichte bis zu kunstvoll geschnitztem Gemüse. Bangkok ist außerdem ein Streetfood-Paradies, wo Klassiker wie „Pad Thai“ und „Tom Yum“ in Perfektion zubereitet werden. Süßliche Noten durch Palmzucker und Kokosmilch sind ebenfalls typisch für diese Region.

Süden

Die südthailändische Küche ist feurig scharf und stark von malaiischen und indischen Einflüssen geprägt. Hier gibt es viel Kokosmilch, Fisch, Meeresfrüchte und intensiv gewürzte Currys wie das gelbe „Gaeng Som“. Frische Kräuter, Kurkuma und Kaffirlimettenblätter verleihen den Gerichten ihr charakteristisches Aroma. Ein Highlight ist „Gaeng Tai Pla“, ein extrem würziges Fischcurry mit fermentierter Fischpaste – nichts für schwache Geschmacksnerven!

Auch wenn es nicht das eine beliebteste Essen in Thailand gibt, so steht doch ein Klassiker ganz oben auf der Liste: Pad Thai. Die gebratenen Reisnudeln mit Ei, Tofu, Garnelen, Erdnüssen und Tamarindensoße gelten nicht nur als Nationalgericht, sondern als kulinarischer Botschafter Thailands im Rest der Welt.

Thailändisches Nudelgericht das im Wok in einer thailändischen Garküche geschwenkt wird

Thailand oder Vietnam? Beides!

Zwar gilt die thailändische Küche als beliebteste Küche Asiens, doch auch Spezialitäten aus Vietnam sind im Kommen. Doch wie unterscheidet sich die Küche Thailands eigentlich von der Vietnams?

Die thailändische Küche ist stärker gewürzt, meist schärfer und nutzt viel Kokosmilch, Fischsoße und Currypasten. Vietnamesische Gerichte sind milder, mit vielen Kräutern, Brühen und weniger Fett. Während Thai-Essen süß, scharf und sauer kombiniert, setzt Vietnam stärker auf Umami-Geschmack und klare Aromen wie in der traditionellen Nudelsuppe „Pho“ oder in „Bun Cha“, einem Gericht aus gegrilltem Schweinefleisch und Glasnudeln. Thailand liebt kräftige Currys, Vietnam bevorzugt leichte Suppen und frische Sommerrollen.

Thailändisch wie bei Oma

Das Nationalgericht Pad Thai gibt es in Thailand an jeder Ecke – ob in Garküchen, Restaurants oder bei Oma zu Hause. Vielleicht demnächst auch bei Ihnen? Mit diesem einfachen und schnellen Rezept bestimmt!

Markt mit frischen Zutaten in Thailand auf Booten

Historie der thailändischen Küche

Die thailändische Küche vereint kulinarische Einflüsse aus China, Indien, Indonesien, Malaysia und sogar Europa. Aus dieser ziemlich wilden Mischung entstand im Laufe der Jahrhunderte eine ganz eigene, einzigartige Esskultur.

Ursprünglich prägten lokale Komponenten wie Reis, Fisch und Kräuter die thailändische Küche. Später wurde sie durch benachbarte Länder bereichert und geprägt. Chinesische Händler brachten bis dato unbekannte Zutaten wie Nudeln und Sojasoße und neue Kochtechniken wie Pfannengerichte nach Thailand. Aus Indien wurden neue Gewürze eingeführt, die bis heute in vielen thailändischen Currys verwendet werden, darunter Kreuzkümmel, Koriander und Kurkuma. So weit, so nachvollziehbar. Aber wieso mischte Europa mit?

Da ist zunächst die bemerkenswerte Geschichte der aus der Thai-Küche nicht wegzudenkenden Chilis. Denn die sind keineswegs eine urthailändische Zutat. Vielmehr brachten portugiesische Händler die scharfen Schoten im 16. Jahrhundert nach China, von wo aus sie ihren Weg nach Thailand fanden. Dort wurden sie schnell in lokale Gerichte integriert und gelten seitdem als klassisches Gewürz der Thai-Küche. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen französische Einflüsse hinzu. Überliefert ist, dass König Rama IV. einen französischen Koch einstellte, um für den königlichen Hof Speisen zuzubereiten. Dieser führte französische Techniken und Zutaten in die thailändische Küche ein, was zur Entstehung interessanter Fusionsgerichte führte. Diese kulinarische Stilrichtung, bekannt als „Royal Thai Cuisine“, ist bis heute weltweit hoch angesehen.