Frische Hefewürfel, teilweise zerbrochen

Guide: mit Hefe backen

Seit etwa 3.000 Jahren ist Backhefe Bestandteil unseres täglichen Brots – und immer noch gibt es spannende neue Dinge zu erfahren. Wussten Sie zum Beispiel, dass in einem Gramm Hefe 10 Milliarden Zellen stecken? Oder dass Hefe immer vegan ist? In unserem Hefe-Guide geht es aber nur ein bisschen um Wissen. Noch wichtiger ist uns die Praxis. Vor allem wollen wir Ihnen die wichtigsten Grundlagen im Umgang mit Hefe und Hefeteig vermitteln. Dazu beschäftigen wir uns mit den Unterschieden zwischen Hefearten, geben Tipps für extrafluffigen Hefeteig, schauen uns typische Fehler an und verraten, worauf man beim Gehenlassen achten muss.

Roher Hefeteig als Kugel auf einer bemehlten Tischoberfläche, daneben ein Nudelholz, eine Schüssel mit Mehl, ein Glas mit Wasser und ein Glas mit Öl

Wie funktioniert Hefe eigentlich?

Kurz gesagt: Hefe lebt. Und wir fühlen sie. Wenn es kalt ist, ruht sie. Und wenn es warm wird und es etwas Süßes gibt, wird sie aktiv und fängt an zu arbeiten. Das war es aber dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn die Hefe ist ein Mikroorganismus, genauer gesagt: ein Pilz. Ihr Job besteht darin, Zucker in Kohlendioxid und Alkohol umzuwandeln. Das dabei entstehende Gas verteilt sich in Form kleiner Bläschen im gesamten Teig und dehnt sich aus. Der Teig geht auf. Der Alkohol verfliegt beim Backen und ist später im Gebäck nicht mehr vorhanden. Außerdem entstehen – quasi nebenbei – die für Hefeteig typischen Aromastoffe. Damit Hefe richtig funktioniert, braucht sie außer Nahrung noch Wärme. Deshalb lässt man Hefeteig an einem warmen Ort ruhen.

Was ist der Unterschied zwischen frischer Hefe und Trockenhefe?

Frische Backhefe besteht zu etwa 70 % aus Wasser und hat eine weiche Konsistenz. Man findet die üblichen 42-Gramm-Würfel (mehr oder weniger schnell) im Kühlregal. Ein Würfel reicht je nach Rezept für 500 bis 1.000 Gramm Mehl. Durch den hohen Wassergehalt ist frische Hefe nicht so lange haltbar und muss gekühlt gelagert werden, optimalerweise bei 0 bis 10 Grad. Wird sie nicht gebraucht, kann frische Hefe auch gut eingefroren werden.

Trockenhefe ist ein sehr feines Granulat und hat einen Wassergehalt von nur rund 5 %. Sie ist in der Originalverpackung ohne Kühlung bis zu zwei Jahre haltbar. Durch den Unterschied im Trockenstoffgehalt unterscheidet sich die Dosierung der beiden Hefearten. Als Faustregel gilt: Man benötigt die dreifache Menge an Frischhefe im Vergleich zur Trockenhefe. Ein Tütchen mit 7 Gramm Trockenhefe entspricht einem halben Hefewürfel (21 Gramm).

Frische Hefe & Trockenhefe auf einem Holzbrett

Wann nimmt man welche Hefe – und warum?

Frische Hefe hat eine sehr gute Triebkraft und sorgt für einen besonders luftigen Teig. Sie eignet sich gut, wenn man ausreichend Zeit zum Backen hat und klassischen Hefeteig zubereiten möchte – zum Beispiel für Hefezopf, Brötchen oder Pizza. Vor allem für Backwaren, die eine besonders lange Gärzeit haben oder mehrere Ruhephasen zum Gehen benötigen, ist frische Hefe wegen ihrer länger anhaltenden Triebkraft zu empfehlen. Viele Bäckerinnen und Bäcker schwören zudem auf den aromatischeren Geschmack, den frische Hefe dem Teig verleiht.

Trockenhefe ist wegen ihrer langen Haltbarkeit ideal zum Bevorraten und eignet sich deshalb für alle, die gerne spontan backen. Vor der Verwendung muss Trockenhefe nicht unbedingt aufgelöst werden, man kann sie direkt mit dem Mehl vermischen. Das macht sie unkomplizierter in der Anwendung. Außerdem lässt sich Trockenhefe besser dosieren und vermengen als frische Hefe.

Hefeteig gehen lassen: Worauf man achten muss

Damit Hefeteig gut aufgeht, sollte die Rührschüssel mit einem sauberen Geschirrtuch oder einem leicht feuchten Küchentuch abgedeckt werden. Die Feuchtigkeit verhindert, dass die Teigoberfläche austrocknet, und schafft ein angenehmes Klima für die Hefe. Entscheidend für einen lockeren und luftigen Teig sind Wärme, Zeit und ein zugluftfreier Ort mit möglichst gleichbleibender Temperatur.

Hefeteig-Kugeln auf einem bemehlten Holzbrett

Eine Möglichkeit ist es, den Teig im Backofen gehen zu lassen. Dafür wird der Ofen auf 50 Grad Ober-/Unterhitze vorgeheizt. Die abgedeckte Schüssel wird hineingestellt und bleibt dort für etwa 20 bis 30 Minuten – so lange, bis sich das Teigvolumen deutlich vergrößert hat.

Auch in der Mikrowelle kann Hefeteig gut gehen. Hierzu wird die Schüssel ebenfalls mit einem feuchten Tuch oder Küchenpapier abgedeckt, um das Austrocknen zu verhindern. Anschließend stellt man die Mikrowelle auf eine niedrige Leistung – etwa 80 bis 90 Watt – und lässt den Teig drei Minuten bei dieser Einstellung erwärmen. Danach bleibt er weitere fünf Minuten bei geschlossener Tür in der Mikrowelle stehen. Wichtig dabei ist: Der Teig darf nicht zu heiß werden, da Hitze die Hefezellen abtöten kann.

Wer mehr Zeit hat, kann den Teig auch einfach bei Zimmertemperatur gehen lassen. In diesem Fall empfiehlt es sich, die abgedeckte Schüssel in die Nähe einer warmen Heizung zu stellen. Der Gärprozess dauert hier zwar länger, funktioniert aber ebenso zuverlässig.

Wie lange kann man Hefeteig gehen lassen?

Wie lange Hefeteig gehen sollte, hängt von mehreren Faktoren ab. Grundsätzlich gilt: Der Teig ist bereit, wenn er sein Volumen verdoppelt hat. Bei Zimmertemperatur kann das zwischen 45 und 90 Minuten dauern. An einem wärmeren Ort – zum Beispiel im leicht vorgewärmten Backofen – geht es oft schneller. Auch die Zusammensetzung des Teigs spielt eine Rolle: Teige mit Weizenmehl entwickeln sich meist zügiger, während Vollkorn- oder Dinkelmehle schwerer sind und langsamer aufgehen. Je mehr Fett oder Zucker enthalten ist, desto träger wird die Hefe ebenfalls. Deshalb brauchen süße Hefeteige wie für einen Zopf oder für Brioches oft etwas mehr Geduld.

Doch nicht nur die Dauer ist entscheidend – auch die Anzahl der Ruhephasen beeinflusst das Ergebnis. Hefeteig profitiert davon, wenn er zweimal gehen darf: Zuerst nach dem Kneten, damit die Hefe arbeiten und der Teig aufgehen kann. Und ein zweites Mal nach dem Formen, etwa auf dem Backblech oder in der Backform. Diese zweite Gehzeit – meist 20 bis 30 Minuten – hilft dabei, dass das Gebäck schön locker und gleichmäßig aufgeht, ohne im Ofen unkontrolliert aufzuspringen. Bei manchen Brotrezepten empfiehlt sich sogar ein drittes kurzes Gehen, vor dem Einschneiden oder direkt vorm Einschieben in den Ofen.

Hefeteig in einer weißen Schüssel, halb mit einem Geschirrhandtuch abgedeckt

Warum geht der Hefeteig nicht auf? Typische Fehler und Lösungen dafür:

  • Einer der häufigsten Gründe ist, dass die Zutaten zu kalt waren. Hefe fühlt sich nur bei angenehmer Wärme wohl. Wenn Milch, Wasser oder andere Zutaten direkt aus dem Kühlschrank kommen, kann die Gärung ins Stocken geraten. Ideal sind handwarme Flüssigkeiten mit etwa 35 bis 37 Grad.
  • Auch die Frische der Hefe spielt eine wichtige Rolle. Bei abgelaufener oder zu lange gelagerter Hefe verlieren die Hefezellen an Aktivität. Besonders frische Hefe erkennt man an einem neutralen Geruch und einer festen, nicht bröseligen Konsistenz. Ist der Hefewürfel grau, trocken oder riecht auffällig, sollte man ihn nicht mehr verwenden.
  • Ein weiterer Punkt ist das Kneten. Wird der Teig nicht gründlich genug verarbeitet, fehlt die Struktur. Die Hefe kann ihre Gärgase nicht optimal binden, der Teig bleibt flach. Faustregel: Mindestens fünf Minuten intensiv kneten – von Hand oder mit der Küchenmaschine –, bis ein geschmeidiger, elastischer Teig entsteht.
  • Zu kurze Gehzeiten machen Hefeteig ebenfalls träge. Er braucht Zeit, um aufzugehen. Je nach Umgebungstemperatur können das 45 Minuten bis über eine Stunde sein. Wichtig ist weniger die Uhr, sondern der Blick: Der Teig sollte sich sichtbar vergrößern. Bei 50 Grad im Ofen reicht oft eine halbe Stunde, bei Zimmertemperatur dauert’s entsprechend länger.
  • Und nicht zu vergessen: Zu heiße Temperaturen können die Hefe abtöten. Wer Flüssigkeiten im Teig verwendet, die deutlich über 40 Grad warm sind, riskiert genau das. Auch ein zu heißer Ofen beim Gehenlassen (zum Beispiel über 50 Grad Umluft) kann die empfindlichen Hefezellen zerstören, bevor sie überhaupt loslegen konnten.

Tipps und Tricks für besonders fluffigen Hefeteig

  1. Vorteig ansetzen (auch bei Trockenhefe!)
    Ein Vorteig bringt die Hefe schon mal in Schwung: Einfach etwas Mehl, Zucker, warme Flüssigkeit und Hefe verrühren und 10 bis 15 Minuten ruhen lassen. Das gibt dem späteren Hauptteig mehr Triebkraft und Aroma – vor allem bei süßem Gebäck oder schwereren Teigen ein echter Boost.
     
  2. Hefe mit etwas Zucker „füttern“
    Ein Teelöffel Zucker zur Hefe hilft ihr beim Start – auch wenn das Rezept wenig oder gar keinen Zucker vorsieht. Zucker ist sofort verfügbarer „Treibstoff“ für die Hefe. In Brotteigen kann er trotzdem eingebaut werden, weil er beim Gären größtenteils verbraucht wird.
     
  3. Eiweiß statt ganzem Ei (bei süßem Teig)
    Für noch mehr Fluffigkeit kann man statt ganzen Eiern nur das Eiweiß verwenden oder zusätzlich Eiweiß aufschlagen und vorsichtig unterheben. Das macht den Teig besonders leicht – ein beliebter Profitrick für süßes Hefegebäck.
     
  4. Weizenmehl Type 550 statt 405 verwenden
    Mehl mit höherem Proteinanteil (wie Type 550) sorgt für eine bessere Kleberstruktur und kann mehr Luft halten. Der Teig wird elastischer, stabiler und damit auch luftiger im Ergebnis. Gerade bei Brötchen oder Hefekränzen ein klarer Vorteil.
     
  5. Dehnen und Falten wie bei Sauerteig
    Sanftes Dehnen und Falten des Teigs (ein- bis zweimal während der Gehzeit) stärkt das Glutennetz. Das bringt mehr Struktur in den Teig, verbessert die Porung und führt zu einem besonders gleichmäßigen Volumen. Funktioniert super auch bei Pizzateig oder Brioches.
     
  6. Ein Hauch von Zitronenschale oder Vanille
    Okay, das macht den Teig nicht fluffiger – aber subjektiv leichter. Frische Zitronenzeste oder echte Vanille im süßen Hefeteig sorgen für eine aromatische Frische, die ihn weniger schwer wirken lässt. Ein Trick aus der Konditorei.
     
  7. Nach dem Backen leicht mit Wasser bestreichen
    Für Brötchen oder Zöpfe kann ein feiner Wassernebel direkt nach dem Backen helfen, die Kruste weicher zu halten. Einfach mit Wasser bestreichen oder kurz abdecken – das hält die Oberfläche geschmeidig, wodurch der Teig saftiger und fluffiger wirkt.
Eine Kugel Hefeteig auf einer schwarzen Tischoberfläche

Hefeteig aufbewahren: So bleibt er frisch und verwendbar

Hefeteig muss nicht immer sofort verarbeitet werden. Wer clever plant oder Reste hat, kann ihn auch gut lagern. Im Kühlschrank bleibt Hefeteig problemlos bis zu 24 Stunden frisch. Dazu bereitet man ihn am besten mit kaltem Wasser zu und verzichtet auf einen Vorteig. Wichtig: Nicht warm gehen lassen, sondern direkt nach dem Kneten mit Mehl bestäuben und luftdicht verpacken – zum Beispiel in einer Dose oder Gefriertüte mit etwas Platz, da der Teig auch gekühlt leicht aufgeht. Vor der Weiterverarbeitung den Teig kurz durchkneten, dabei eventuell etwas Mehl ergänzen und dann rund 30 Minuten bei Zimmertemperatur gehen lassen.

Kann ich Hefeteig einfrieren?

Auch Einfrieren ist möglich – bis zu sechs Monate lang. Dafür ebenfalls kaltes Wasser verwenden und den Teig nicht vorher gehen lassen. Nach dem Kneten mit Mehl bestäuben und locker verpacken, zum Beispiel in einer gefriergeeigneten Box mit ausreichend Platz zum Ausdehnen. Zum Auftauen den Teig mehrere Stunden vorher herausnehmen, dann durchkneten, bei Bedarf leicht bemehlen und etwa eine Stunde gehen lassen, bevor er weiterverarbeitet wird.

Sechs ovale Brötchen aus süßem Hefeteig in einer weißen Schüssel auf einem Tisch, daneben liegt ein weiteres Brötchen

Grundrezept für Hefeteig

Die letzte wichtige Frage „Was kann ich mit Hefeteig alles backen?“ ist schnell beantwortet: fast alles. Denn Hefeteig ist ein echtes Multitalent. Aus unserem Grundrezept für Hefeteig können Sie verschiedenste Kuchen und süße Teilchen oder herzhafte Köstlichkeiten von Pizza über Pinsa bis zum Kräuterbrot zaubern.

Diese Zutaten benötigen Sie:

  • 500 g Mehl (Type 405 oder 550)
  • 250 ml lauwarme Milch
  • ½ Würfel frische Hefe
  • 80 g Zucker
  • 60 g weiche Butter
  • 1 Ei
  • 1 Prise Salz

Zubereitung:

Zunächst das Mehl in eine Schüssel sieben und in die Mitte eine Mulde drücken. Dann die Hefe in der lauwarmen Milch mit 3 EL Zucker auflösen und die Mischung in die Mulde geben. Mit etwas Mehl vom Rand bestreuen. Den Vorteig abgedeckt an einem warmen Ort für ca. 20 Minuten gehen lassen. Nun den restlichen Zucker, die Prise Salz und das Ei hinzugeben und den Teig mit einer Küchenmaschine oder den Knethaken eines Handrührgeräts 2 bis 3 Minuten verkneten. Die Butter hinzugeben und den Teig so lange weiterkneten, bis er glatt und geschmeidig ist, Blasen wirft und sich gut von der Schüsselwand löst (mindestens 5 Minuten). Die Schüssel abdecken und den Teig gehen lassen, bis er das Doppelte seines Volumens erreicht hat (ca. 40 Minuten). Abschließend noch einmal kurz durchkneten und nach Wunsch weiterverarbeiten.

Übrigens: Lassen Sie sich nicht irritieren, wenn Sie auf der Suche nach Rezepten auf unterschiedliche Zubereitungswege für Hefeteig stoßen. Wenn die Grundregeln für den Umgang mit Hefe beachtet werden, machen sich leichte Abweichungen nicht bemerkbar.

Festliches Backwerk – ganz einfach

Die Basis ist solide, die Verfeinerung macht ihn festlich – die Rede ist vom Hefezopf. Er eignet sich ganz wunderbar zum Einstieg in das Backen mit Hefe, denn er braucht nur wenige Zutaten und erfordert kein besonderes handwerkliches Geschick. Einfach ein wenig Zeit einplanen, und Sie machen mit diesem herrlich luftig-süßen Schmuckstück die ganze Familie glücklich.