Oliven: Kleine Früchte mit großem Charakter
Fragen Sie sich auch manchmal, wie die Menschheit schon vor Tausenden von Jahren darauf gekommen ist, ungenießbare Früchte auf den Speiseplan zu nehmen? Wer hat mal irgendwann in eine rohe Olive gebissen, fand den Geschmack ganz grässlich und dachte sich: „Okay, dann lege ich die Dinger halt mehrmals in Salzlake ein“? Wir wissen es nicht. Dafür wissen wir viele andere spannende Dinge über Oliven. Wir kennen beispielsweise die gängigsten Olivensorten und deren Herkunft, wissen, welche Eigenschaften und Nährwerte Oliven haben und wie man sie in der Küche verarbeitet. Außerdem können wir die Qualität von Olivenölen unterscheiden und erkennen hochwertige Ware beim Einkauf. Und natürlich behalten wir all dieses Know-how nicht für uns, sondern teilen es mit Ihnen in einer würzigen Warenkunde zu einer Frucht mit großem Charakter.

Bemerkenswerte Stein(zeit)früchte
Beginnen wir unsere kleine Olivenkunde mit einem kurzen Blick auf die Herkunft der Pflanze – denn da wird es gleich spannend. Der Olivenbaum (Olea europaea), der den Mittelmeerraum prägt wie kein anderer Baum, gehört nämlich zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit.
Schon vor rund 6.000 Jahren wurden Olivenbäume gezielt angebaut. Archäologische Funde belegen sogar, dass die wilden Vorfahren der Olive bereits in der Jungsteinzeit genutzt wurden – nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als Brennstoff für Lagerfeuer und Lampen sowie als Medizin und Kosmetik. Der älteste Fund von Wildolivenresten stammt aus Israel und konnte auf eine Zeit vor 790.000 Jahren zurückdatiert werden. Heute ist der Olivenbaum weit verbreitet. Man findet ihn in praktisch allen Mittelmeerländern, darüber hinaus in Kalifornien, Südafrika, Australien und Südamerika.

Die meisten Olivensorten gibt es in Italien
Die Vielfalt an Oliven ist gewaltig – weltweit existieren über 1.000 Sorten. Italien gilt mit über 500 kultivierten Sorten als das Land mit der größten Vielfalt, gefolgt von rund 250 in Spanien. Doch nur 10 % der Früchte werden zu Tafeloliven verarbeitet, 90 % der Ernte sind für die Ölproduktion bestimmt. Die einzelnen Olivensorten unterscheiden sich in Besonderheiten und Merkmalen, vor allem in Größe, Farbe, Geschmacksprofilen und Verwendungsmöglichkeiten.
Ob grüne Oliven oder schwarze Oliven: Ihre Farbe hängt nicht primär von der Sorte ab, sondern vom Reifegrad. Grüne Oliven werden unreif geerntet, schwarze dagegen vollreif – wobei viele „schwarze“ Oliven im Handel lediglich mithilfe von Eisengluconat geschwärzt wurden. Einkaufstipp: Schwarze, kernlose Oliven in Salzlake sind oft geschwärzt, wobei der fehlende Kern kein Zufall ist. Wäre die Olive noch ganz, würde das Färbemittel nur die Schale tönen, das Innere bliebe grün. Natürlich schwarze Oliven werden oft mit Kern angeboten, da sie so kräftiger schmecken und die Struktur der Frucht erhalten bleibt. Zu den beliebtesten natürlich schwarzen Oliven gehören die griechischen Kalamata-Oliven. Sie haben ein intensiv fruchtig-würziges Aroma und eine fleischige Konsistenz.
Die populärsten Olivensorten
Spaniens wichtigste Ölolive, grün bis violettschwarz, reich an Polyphenolen mit kräftigem, würzigem Geschmack.
Hellbraun bis schwarz, mild, fruchtig und leicht süßlich – beliebt für feines Öl mit wenig Bitterstoffen, wird auch als Tafelolive angeboten.
Grüne bis dunkelviolette, sehr ertragreiche Ölolive, robust und leicht scharf im Aroma.
Tafel- und Ölolive, weich, süßlich-nussig im Geschmack – oft rötlichbraun.
Typische Tafelolive, grün bis violett, saftig, zart und leicht bitter – ideal zum Einlegen.
Reine Tafelolive, grün, groß, fleischig und mild – besonders beliebt auf Tapas-Platten.
Für Öl und als Tafelolive geeignet, grün bis schwarz, im Geschmack frisch und leicht bitter, mit Noten von Mandeln.
Grüne bis violettschwarze Ölolive mit mildem, ausgewogenem Aroma, ideal für feine Öle.
Fruchtig-zarte und vielseitig einsetzbare Sorte mit grüner bis goldgelber Farbe, für aromatisches Öl und schmackhafte Tafeloliven.
Kleine, aromatische Tafelolive mit süßlich-nussiger Note und dunkler braunvioletter Färbung.
Liefert fruchtig-grasiges Öl mit feiner Bitterkeit und viel Aroma, die Früchte sind grün bis tiefschwarz.
Leuchtend grün, groß, fleischig und besonders aromatisch – beliebt für Öl und Antipasti-Platten.
Grün bis violett, liefert ein mildes, leicht fruchtiges Öl und wird oft zur Bestäubung anderer Olivensorten eingesetzt.
Dunkelgrüne bis schwarze Ölolive, bekannt für ihr intensives, scharfes Öl mit hohem Polyphenolgehalt.
Ölolive mit dunkelgrüner bis violetter Farbe, ergibt ein würzig-herbes Öl mit dichter Aromatik.
Hellgrün bis blassviolett, bringt ein besonders feines, florales Öl hervor, wird aber auch gelegentlich als Tafelolive angeboten.
Berühmte Tafelolive mit violetter bis schwarzer Farbe, mandelförmig, saftig und aromatisch mit leicht süßlicher Note.
Kleinfruchtige grüne bis dunkelviolette Sorte, gilt als Königin unter den griechischen Öloliven, liefert besonders aromatisches, fruchtig-grasiges Öl.
Große, milde Olive, grün bis schwarz, wird traditionell als griechische „Tafelklassikerin“ eingelegt.
Violette bis schwarze Sorte für die Ölproduktion, ergibt ein mildes, ausgewogenes Öl.
Mittelgroße, violettbraune Ölolive, liefert hochwertiges, leicht nussiges Öl mit feiner Frische.
Meist grünlich bis violett, bekannt für ihr mildes, fruchtiges Aroma, wird für Olivenöl verwendet.
Leuchtend grüne, großfruchtige Tafelolive, bekannt für ihren knackigen Biss, wird gerne gefüllt angeboten.

Anbau und Verarbeitung der Olive
Der Olivenbaum ist ein wahres Naturwunder: Zu seinen Besonderheiten gehört, dass er mehrere Hundert Jahre alt wird – manche Exemplare überdauern sogar Jahrtausende – und dennoch zuverlässig Früchte trägt. Seine geringen Ansprüche an Boden und Wasser machen ihn zu einem Symbol mediterraner Widerstandsfähigkeit.
Oliven wachsen in lockeren Fruchtständen an den Zweigen und müssen aufwendig geerntet werden, meist per Hand oder mit Rüttelmaschinen. Die Erntezeit variiert je nach Sorte und gewünschter Reife – für grüne Oliven beginnt sie oft im September, für schwarze erst im November oder später. Da die Früchte sehr druckempfindlich sind, erfordert die Ernte besondere Sorgfalt. Viele traditionelle Anbauregionen setzen auf nachhaltige, oft sogar biologische Bewirtschaftung, bei der keine künstliche Bewässerung notwendig ist.
Frisch geerntete Oliven enthalten hohe Mengen an Oleuropein, einem stark bitter schmeckenden Stoff. Sie müssen deshalb durch Fermentation (Milchsäuregärung), Einlegen in Salzlake, Laugenbehandlung oder Trocknung behandelt werden, um genießbar zu werden. Je nach Art der Verarbeitung entstehen dabei unterschiedliche Produkte:
- Natürliche Tafeloliven: Sie entwickeln ihren Geschmack durch die traditionelle Fermentation in Salzlake – ganz ohne chemische Zusätze. Diese Oliven gelten als besonders hochwertig, da der Gärprozess nicht nur den bitteren Geschmack abbaut, sondern zugleich feine, komplexe Aromen entstehen lässt.
- Laugenbehandelte Oliven: Die Laugenbehandlung (zum Beispiel mit Natronlauge) beschleunigt die Entbitterung erheblich, verändert aber auch die Aromatik. Das Ergebnis ist oft ein milder, aber weniger vielschichtiger Geschmack.
- Oliven mit Füllung: Sie stammen fast immer aus industrieller Produktion und werden oft mit Paprikapaste, Mandeln, Käse oder Knoblauch gefüllt und als Snack oder Antipasti angeboten. Meist handelt es sich um grüne, unreife Oliven, da diese fester und besser formbar sind.

Steckbrief Olive
- Pflanzenfamilie: Ölbaumgewächse (Oleaceae)
- Typ: immergrüner, mehrjähriger Baum
- Wuchs: langsam bis zu einer Höhe von 10 bis 20 m, oft knorrig mit breiter Krone
- Blüte: kleine, cremeweiße Rispenblüten von April bis Juni
- Frucht: Steinfrucht, zunächst grün, später schwarz oder violett
- Blätter: lanzettlich, silbriggrün, ledrig
- Verbreitung: ursprünglich östliches Mittelmeer; heute ganz Südeuropa, Nordafrika, Australien, Südafrika, Kalifornien
- Wurzel: tief reichend mit starker Pfahlwurzel
- Geeignet für: Kübelkultur in Mitteleuropa, ideal für mediterranes Klima
- Besonderheit: sehr langlebig (über 1.000 Jahre möglich), erste Ernte meist nach 5 bis 7 Jahren
Oliven und Gesundheit: Nährwerte und Eigenschaften
Oliven sind köstlich – aber sind sie auch gesund? Absolut, solange sie in Maßen verzehrt werden, denn sie enthalten zwar viele wertvolle Inhaltsstoffe, sind jedoch auch relativ kalorien- und fettreich. Das enthaltene Fett besteht überwiegend aus einfach ungesättigten Fettsäuren, die als besonders herzfreundlich gelten. Darüber hinaus liefern Oliven sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien wie Vitamin E und den Bitterstoff Oleuropein. Besonders polyphenolreiche Sorten wie Kalamata-Oliven werden mit entzündungshemmenden und gefäßschützenden Eigenschaften in Verbindung gebracht.
Nährwerte je 100 g entsteinte Oliven (je nach Sorte und Einlegeart):
- Kalorien: ca. 120 bis 150 kcal
- Fett: ca. 12 bis 15 g (davon vor allem Ölsäure)
- Eiweiß: ca. 1 g
- Ballaststoffe: ca. 3 g
- Kohlenhydrate: unter 1 g
Dank ihrer Nährstoffe gelten sowohl Tafeloliven als auch Olivenöl in der Mittelmeerkost als gesundheitsfördernd. Insbesondere Olivenöl kann bei regelmäßiger Verwendung zur Senkung erhöhter Blutfettwerte beitragen.
Olivenöl: Herstellung und Qualitätsunterschiede
Olivenöl ist eines der wichtigsten Produkte des Olivenanbaus – und ein echtes Kulturgut mit großer Vielfalt. Gewonnen wird es aus frischen Oliven, die möglichst schonend verarbeitet werden müssen, um ein hochwertiges Endprodukt zu erhalten. Je kürzer der Zeitraum zwischen Ernte und Pressung und je kühler der Pressvorgang (idealerweise unter 27 Grad Celsius), desto besser bleibt die Qualität erhalten. Einige Spitzenöle stammen bewusst nur aus frühreifen, grünen Oliven, um hohe Polyphenolwerte zu erzielen. Andere verwenden Mischungen.
Die höchste Güteklasse trägt die Bezeichnung „nativ extra“ (auch „extra vergine“) und steht für ein rein mechanisch kalt gepresstes Öl ohne chemische Zusätze. Es darf einen maximalen Säuregehalt von 0,8 % aufweisen und muss sensorisch – also im Geschmack, Geruch und Mundgefühl – vollkommen fehlerfrei sein. Darunter folgt „natives Olivenöl“, das bei einem Säuregehalt von bis zu 2 % leichte sensorische Mängel aufweisen kann. Die einfachste Qualitätsstufe ist das handelsübliche „Olivenöl“, das aus raffiniertem Öl besteht und mit einem kleinen Anteil nativen Öls verschnitten wird, um ihm wieder Geschmack zu verleihen.
Gutes Olivenöl erkennt man nicht nur an seiner Herkunft und Herstellung, sondern auch an seinen sensorischen Eigenschaften: Qualitätsmerkmale sind ein fruchtiger Duft, eine angenehme Bitterkeit und eine dezente Schärfe am Gaumen. Besonders sortenreine Öle, sogenannte Single-Origin-Olivenöle aus kleinen Mühlen oder Familienbetrieben, zeichnen sich oft durch eine klare Herkunft und individuelle Geschmacksnuancen aus. Die verwendete Olivensorte spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie kann das Aroma des Öls maßgeblich prägen – von mild, buttrig und weich bis hin zu intensiv, grasig oder sogar pfeffrig. Wer Wert auf Qualität legt, sollte außerdem auf die Verpackung achten: Licht, Luft und Wärme schaden dem Öl. Deshalb ist es idealerweise in dunklen, gut verschlossenen Flaschen abgefüllt und sollte kühl sowie lichtgeschützt gelagert werden.

Oliven in der Küche: klassische Anwendung und Foodpairing-Ideen
Ob auf Pizza, in Pasta oder im Salat – Oliven passen sich vielen Gerichten an, ohne dabei ihren charakteristischen Geschmack zu verlieren. Während grüne Oliven meist knackig und frisch wirken, schmecken schwarze Oliven weicher, reifer und oft etwas süßer. In der mediterranen Küche sind sie von jeher feste Begleiter vielfältiger Speisen.
Typische Anwendungen für Oliven sind Antipasti-Platten, Tapas und Tapenade – eine würzige Paste aus schwarzen Oliven, Kapern, Anchovis und Olivenöl. In mediterranen Eintöpfen und Aufläufen mit Lamm, Tomaten und Kräutern bringen Oliven herzhafte Tiefe, und auch in Backwaren wie Olivenbrot oder Focaccia sorgen sie für Aroma und Würze. Tipp: Wenn Sie kalte Platten mit Oliven servieren, sollten Sie die Früchte rechtzeitig aus dem Kühlschrank nehmen. Nur bei Zimmertemperatur entfalten sie ihr volles Aroma und zeigen, was in ihnen steckt.
Oliven eignen sich auch ganz hervorragend für Foodpairings: Als Bruschetta harmonieren schwarze Oliven beispielsweise wunderbar mit Ziegenkäse, und grüne Oliven bilden mit Orangen ein frisches, kontrastreiches Duo in Sommersalaten. Sie mögen es raffiniert? Dann überraschen Sie Ihre Gäste zum Dessert doch mal mit einer Schokoladen-Olivenöl-Mousse. Und für den herzhaften Snack zwischendurch eignen sich Oliven mit Kern, die im Ofen mit Rosmarin und Chili geröstet werden – ein duftendes, aromatisches Vergnügen.
Einkauf von Oliven: hochwertige Ware erkennen
Ob aus dem Großmarkt, dem Feinkostgeschäft oder vom Wochenmarkt – beim Kauf von Oliven lohnt sich ein Blick aufs Etikett. Qualitätsmerkmale sind:
- Sortenangabe: Namen wie „Kalamata“ oder „Taggiasca“ statt bloß „Tafeloliven“
- Verarbeitung: Begriffe wie „natürlich fermentiert“ oder „traditionell eingelegt“ deuten auf schonende Verfahren hin
- Zutatenliste: möglichst kurz, ohne Konservierungsmittel oder künstliche Aromen
- Herkunft: geschützte Ursprungsbezeichnungen (zum Beispiel PDO) garantieren Regionalität
- Oliven mit Kern schmecken meist intensiver und natürlicher als kernlose Exemplare
Bei Oliven mit Füllung lohnt sich ein Blick auf die Art der Füllung: Paprikapaste, Knoblauch oder Mandeln geben geschmacklich viel her, enthalten aber manchmal künstliche Stabilisatoren.