Schokolade: ein Stück Glück
Wir lieben sie einfach – unsere Schokolade! Ob zart schmelzende Vollmilch, kräftige Bitterschokolade oder süße weiße Schokolade, pur, mit Nüssen, Rosinen oder als cremiges Getränk: Schokolade ist mehr als nur Nascherei. Sie ist das „Gönn-ich-mir“ unter den Süßigkeiten, hilfreicher Trost an trüben Tagen, die einzig wahre Nervennahrung – und immer ein passendes Geschenk. Als Tafel, Riegel oder Hohlfigur gehört sie fest zu unserem Alltag. Und das dürfen Sie wörtlich nehmen: Im Jahr 2023 konsumierten deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher pro Kopf rund 8,9 Kilogramm Schokolade. Damit zählen wir im europäischen Vergleich zu den größten Schokoladenfans. Was es über Schokolade noch Spannendes zu wissen gibt, erfahren Sie in unserer kakaohaltigen Warenkunde.

Herkunft von Schokolade: Wenn’s mal wieder länger dauert
Wussten Sie, dass die Schokolade in Europa eine noch recht junge Geschichte hat? Erst vor etwa 150 Jahren wurde die erste Tafelschokolade hergestellt. Als Getränk gibt es Schokolade seit dem 16. Jahrhundert. Vorher war sie hier völlig unbekannt. Ganz anders in Mittelamerika: Dort reicht die Geschichte von Schokolade bzw. Kakao Jahrtausende zurück. Kulturen wie die Maya und Azteken bereiteten diese als Getränk zu – meist bitter, gewürzt und schaumig. Doch Kakao war dort weit mehr als nur ein Genussmittel und tief in Religion, Handel und Alltag verwurzelt. Die Bohnen galten als wertvoll und wurden sogar als Zahlungsmittel eingesetzt.
Von der Entdeckung des Kakaos in Amerika bis zu seiner steilen Karriere in Europa hat es also ganz schön lange gedauert. Schade, aber auch verständlich, schließlich musste ja erst ein Ozean überwunden werden. Das tat bekanntermaßen Christoph Kolumbus, der auf seiner vierten Reise im Jahr 1502 schließlich Bohnen entdeckte, die vermutlich Kakao waren. Allerdings wusste er nichts damit anzufangen. Wenige Jahre später kam Konquistador Hernán Cortés am Hof der Azteken mit dem Kakaogetränk in Berührung. Er brachte Bohnen und Gerätschaften nach Spanien. Ab 1585 wurde Kakao offiziell in größeren Mengen importiert. In den Kreisen des europäischen Adels entwickelte sich das exotische Getränk bald zum Luxusgut. Doch erst durch die Zugabe von Zucker und später Milch wurde der bittere Trank für europäische Gaumen attraktiv. Im 17. Jahrhundert öffneten erste Schokoladencafés in Städten wie London. Was lange währte, wurde endlich gut.

Ganz schön kompliziert: Herstellung von Schokolade
Aus bitteren Kakaobohnen süße Schokolade herzustellen, ist ein langer und komplizierter Weg, der über die Jahrhunderte immer weiter perfektioniert wurde.
Alles beginnt mit der Ernte der reifen Kakaofrüchte. Die darin enthaltenen Bohnen werden aus dem Fruchtfleisch gelöst und mehrere Tage fermentiert. Dabei entwickeln sie erste Aromen und verlieren viel von ihrer Bitterkeit. Anschließend werden die Bohnen in der Sonne getrocknet und später in den Schokoladenfabriken geröstet. Durch das Rösten entfaltet sich der typische Schokoladengeschmack.
Nach dem Rösten werden die Bohnen geschält, sodass die sogenannten Kakaonibs übrig bleiben. Die werden fein gemahlen, es entsteht eine dickflüssige Masse: die Kakaomasse. Diese wird nun mit weiteren Zutaten wie Zucker, Milchpulver und Kakaobutter gemischt. Besonders wichtig ist das anschließende Conchieren – ein langes Rühren und Erwärmen der Masse, das der Schokolade ihre feine, glatte Textur verleiht und Bitterstoffe entfernt.
Bitterschokolade – andere Bezeichnungen sind feinherb, Edelbitter, Herrenschokolade, Zartbitter, dunkle oder schwarze Schokolade – hat den höchsten Kakaoanteil aller Sorten. Bei Zartbitterschokolade beträgt er rund 55 %, im Handel sind aber auch Bitterschokoladen mit einem Kakaoanteil von bis zu 100 % zu finden. Bitterschokolade enthält im Gegensatz zur Milchschokolade weniger Zucker und kein oder kaum Milchpulver. Obwohl sie mehr Fett enthält als andere Sorten, gilt sie wegen ihres hohen Gehalts an Flavonoiden als gesündeste Sorte.
Die beliebteste Schokoladensorte in Europa ist die Vollmilchschokolade. Sie enthält zwischen 25 und 35 % Kakao und zusätzlich Milchbestandteile wie Milchpulver oder Kondensmilch. Dadurch schmeckt sie deutlich süßer und milder als Bitterschokolade und besitzt eine cremige, zart schmelzende Konsistenz. Sie ist ideal für den puren Genuss, aber auch für Pralinen, Schokoriegel oder Desserts.
Kuvertüre enthält besonders viel Kakaobutter und lässt sich dadurch hervorragend schmelzen und flüssig verarbeiten. Das macht sie zur ersten Wahl für Konditoren und Chocolatiers, etwa für Pralinenüberzüge, Schokoladendekor oder Glasuren. Sie ergibt einen besonders glatten Glanz und den typischen „Knack“ beim Abbeißen.
Weiße Schokolade enthält Kakaobutter, Milchpulver und Zucker – jedoch keine Kakaomasse. Deshalb wird sie oft nicht als „echte“ Schokolade angesehen, obwohl sie laut EU-Verordnung mit mindestens 20 % Kakaobutter als „weiße Schokolade“ gelten darf. Weiße Schokolade zeichnet sich durch ihre zarte Süße, milde Aromen und cremige Textur aus. Die fehlende Kakaomasse verleiht ihr außer der hellen Farbe auch ein sanftes, sahniges Aroma, das oft durch die Zugabe von Vanille unterstützt wird.
Ruby-Schokolade ist eine noch recht neue Sorte, die ohne Farb- oder Fruchtzusätze natürlich rosa ist. Sie wird aus einer speziellen Kakaobohne gewonnen und schmeckt fruchtig-säuerlich, fast wie Beeren. Ebenfalls neu ist die blonde Schokolade, auch „Blond Dulcey“ genannt. Sie entsteht durch das Karamellisieren weißer Schokolade und hat einen fein-süßen Geschmack, der an Karamellkekse erinnert.

Weitere Varianten
Ob mit Nüssen, Marzipan, Meersalz oder rosa Pfeffer: Neben den klassischen Sorten gibt es zahlreiche Spezialitäten. Mehr als 100 verschiedene Schokoladensorten sind am Markt erhältlich, die sich in Zutaten und Toppings unterscheiden.
Vegane Alternativen ersetzen Milch durch Reis-, Hafer- oder Mandeldrinks und werden damit Schokofans gerecht, die sich ohne tierische Produkte ernähren wollen. Der Hype um luxuriöse Kreationen wie die Dubai-Schokolade zeigt: Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Man darf gespannt sein auf den nächsten Schokoladentrend …
Wissenswertes zum Einkauf von Schokolade
Gute Schokolade überzeugt durch wenige, hochwertige Zutaten, faire und transparente Herstellung, sinnvolle Zertifikate und sensorische Qualität. Hier kommen die fünf besten Tipps für den Schokoladeneinkauf.
1. Zutatenliste: Weniger ist mehr
Achten Sie darauf, dass die Tafel nur die Grundzutaten enthält – Kakaomasse, Kakaobutter und Zucker (bei Milchschokolade zusätzlich Milchpulver und optional Sojalecithin oder echte Vanille). Längere Zutatenlisten mit Palmöl, Butterreinfett, Aromen oder E‑Stoffen deuten auf industrielle Massenware hin.
2. Siegel: Fairtrade und bio
Faire und nachhaltige Schokoladen erkennt man an bestimmten Siegeln und Zertifizierungen auf der Verpackung, darunter das Fairtrade-Siegel, das Siegel der World Fair Trade Organization (WFTO) sowie Siegel von bekannten Fair-Handels-Importeuren wie GEPA, El Puente, WeltPartner oder Globo. Zusätzlich können Sie auf Siegel achten, die eine nachhaltige Kakao-Anbaumethode wie Agroforstwirtschaft kennzeichnen.
3. Sensorische Merkmale
Sensorische Merkmale sind ein klarer Hinweis auf Schokoladenqualität. Die Oberfläche sollte gleichmäßig gefärbt und leicht glänzend sein – ohne weiße Flecken. Beim Brechen gibt eine gute Schokolade einen sauberen „Knack“ von sich und zeigt eine glatte Bruchkante. Hochwertige Sorten kommen ohne künstliche Aromen aus und duften vielschichtig, etwa nach Nüssen, Früchten oder Gewürzen. Der Geschmack ist ausgewogen, nicht zu süß, mit einer feinen Textur, die sich langsam auf der Zunge entfaltet.
4. Preis-Leistungs-Verhältnis
Qualität hat ihren Preis – edle Kakaos und sorgfältige Verarbeitung wollen bezahlt werden. Sehr günstige Schokoladen setzen meist auf billige Rohstoffe, viel Zucker und Zusatzstoffe. Wer zu Tafeln im mittleren oder höheren Preissegment greift, bekommt oft deutlich bessere Qualität. Sie punkten meist mit einem höheren Kakaoanteil, sorgfältig ausgewählten Kakaobohnen, einer langen und schonenden Verarbeitung sowie einer reduzierten Anzahl von Zusätzen.
5. Haltbarkeit und Lagerung
Das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Schokolade ist ein grober Indikator, am besten genießt man sie aber möglichst frisch. Schokolade ist empfindlich gegenüber Hitze und Fremdgerüchen, deshalb sollte sie kühl (idealerweise unter 20 Grad Celsius), dunkel und geruchsneutral gelagert werden. In den Kühlschrank gehört sie aber nicht. Die niedrige Temperatur und die hohe Luftfeuchtigkeit können dazu führen, dass die Schokolade weiße Flecken bekommt und dass sich der Geschmack negativ verändert.

Von der Tafel bis zum Hasen: Verarbeitungsformen
Schokolade wird in vielfältigen Formen verarbeitet und angeboten – von klassischer Tafelschokolade über handliche Schokoriegel bis hin zu saisonalen Spezialitäten. Tafelschokolade ist die bekannteste Form und eignet sich sowohl für den puren Genuss als auch zum Backen oder Kochen. Schokoriegel dagegen sind praktisch für unterwegs und werden oft mit weiteren Zutaten wie Nüssen, Karamell oder Waffeln kombiniert.
Zu bestimmten Jahreszeiten spielt Schokolade eine besondere Rolle: Zu Ostern dominieren Schokohasen und bunte Eier, während zur Weihnachtszeit Adventskalender, Nikoläuse und edle Pralinen Hochsaison haben. Am Valentinstag wird Schokolade oft in Herzform verschenkt – als Zeichen der Zuneigung und Treue. Diese saisonalen Produkte zeigen, wie stark Schokolade emotional aufgeladen ist und welche kulturelle Bedeutung sie über das ganze Jahr hinweg hat.
Schokolade in der Küche
Ob als Hauptkomponente oder als feine Zutat: Schokolade ist aus der Küche nicht wegzudenken. In traditionellen Gerichten wie Schokoladenpudding oder Schokoladenkuchen sorgt sie für den typischen, intensiven Geschmack, der Kindheitserinnerungen weckt. Doch auch in der herzhaften Küche gibt es für Schokolade – vor allem für Bitterschokolade – kreative Einsatzmöglichkeiten: Einem Chili con Carne beispielsweise verleiht sie eine herzhafte Tiefe und rundet es geschmacklich ab. In feinen Soßen, etwa zu Wild oder Lamm, setzt sie elegante Bitternoten, die das Gericht ausgewogener machen. In der veganen Küche wird Schokolade gern mit Avocado kombiniert, um cremige Mousse oder Kuchenfüllungen zu zaubern.
Besonders in der Gastronomie nimmt Schokolade eine zentrale Rolle ein. In der Patisserie entstehen aus ihr filigrane Törtchen, Mousse oder Trüffel. Auch in Dessertkreationen wird sie vielfältig eingesetzt – mal als feine Soße, mal als schmelzender Kern in einem Lava-Cake. Selbst in Getränken wie heißer Schokolade, Cocktails oder edlen Kakaokreationen findet Schokolade Verwendung.
Schokoklassiker aus Frankreich
Sollten Sie es geschafft haben, die Lektüre unserer Warenkunde abzuschließen, ohne ein Stück Schokolade genascht zu haben (die Autorin konnte es bei der Erstellung nicht vermeiden), dann könnten Sie sich jetzt mit einer herrlich saftigen Schokoladentarte nach französischer Art belohnen. Gut möglich, dass Sie die wenigen Zutaten dafür sogar im Haus haben. Dann ist der Teig in 20 Minuten im Ofen.