Weihnachtliche Dekoration mit Tannenbaum, Gedeck und Geschenk

O du köstliche!

Weihnachten ist das Fest der Freude, des Beisammenseins und, wenn wir ehrlich sind, der vollen Bäuche. Keine andere Zeit des Jahres verbindet Tradition und Kulinarik so sehr wie die Weihnachtsfeiertage. Ob knuspriger Gänsebraten in Deutschland, das festliche Fischgericht in Italien oder Gemüsekunstwerke in Mexiko – Weihnachtsbräuche sind weltweit so vielfältig wie die Kulturen und ihre Menschen. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Ohne gutes Essen wäre Weihnachten nur halb so schön.

Weihnachtsbraten mit Gedeck auf einem Tisch

Gedeckte Tafeln und opulente Festmähler

Der Zusammenhang zwischen Weihnachten und Kulinarik ist kein Phänomen der Neuzeit. Schon im Mittelalter war das Fest der Geburt Christi Anlass für ein prunkvolles Mahl, oft das reichhaltigste des ganzen Jahres. Während die Adventszeit noch vom Fasten geprägt war, wurde die Tafel an Heiligabend umso opulenter gedeckt. Ein schönes Beispiel aus dieser Zeit ist Richard Swinfield, Bischof von Hereford in Großbritannien. Er soll im Jahr 1289 zu Weihnachten etwa 60 bis 70 Personen mehr als üppig bewirtet haben. Forschende fanden heraus, dass das Festmahl am Weihnachtstag aus acht verschiedenen Fleischsorten bestand. Auf der Einkaufsliste des Geistlichen standen ein ganzes Wildschwein, drei Rinder, zwei Kälber, vier Rehe, vier Schweine, acht Rebhühner, zwei Gänse und über 60 weitere Geflügeltiere, hauptsächlich Hühner. Außerdem gab es reichlich Brot und Käse sowie 40 Gallonen Wein, was rund 182 Litern entspricht. Da dürften alle nicht nur satt gewesen sein.

Bis heute halten wir an der Tradition fest, uns an Weihnachten etwas Besonderes zu gönnen. Nicht nur wegen der Bedeutung des Festes, sondern auch, weil wir uns zugehörig fühlen und die Gemeinschaft stärken wollen. Dafür bieten sich vor allem traditionelle Speisen an, deren Rezepte über Generationen in der Familie weitergegeben werden. So kommen auch regionale Unterschiede zustande: Während Bockwürstchen mit Kartoffelsalat im Osten Deutschlands in jedem zweiten Haushalt an Heiligabend auf den Tisch kommen, ist es im Rest des Landes nur jeder fünfte. Im Laufe der Zeit haben sich in der ganzen Welt viele verschiedene kulinarische Weihnachtsbräuche entwickelt, die nicht nur traditionell, sondern manchmal auch skurril sind. Wir spannen die Rentiere an und machen uns auf eine kleine Reise zu den originellsten internationalen Weihnachtsbräuchen.

Weihnachtsbräuche weltweit: von traditionell bis lustig

Los geht es in Fernost, wo wir uns gleich ein wenig wundern. Denn in Japan heißt es seit den 1970er-Jahren: „Kurisumasu ni wa kentakkii“ („An Weihnachten Kentucky“)! So lautete der Werbeslogan der amerikanischen Hähnchenbraterei Kentucky Fried Chicken, der das japanische Volk seitdem alle Jahre wieder in Scharen in die Läden der Fast-Food-Kette treibt, um dort KFC-Buckets zu erstehen. Die clevere Marketingkampagne hat dafür gesorgt, dass das knusprige Hähnchen in Japan zum Fest gehört wie bei uns der Kartoffelsalat und die Weihnachtsgans.

Deutlich gesünder (und kalorienärmer) geht es im benachbarten China zu. Dort verschenkt man statt selbst gebackener Plätzchen schlicht Äpfel zu Weihnachten. Man munkelt, der Brauch gehe auf eine Verwechslung zurück, nach der die ersten Schriftzeichen der chinesischen Wörter für Heiligabend und Apfel angeblich relativ ähnlich geschrieben und ausgesprochen würden. Wir halten fest: Selbst banale Anlässe machen schöne Weihnachtsbräuche.

Traditionelle polnische Barszcz-Suppe mit Uszka

Russland und Polen: Väterchen Frost und ein Geist am Tisch

Reisen wir weiter in den Westen, werden die Weihnachtsbräuche nicht zwangsläufig vertrauter – zumindest noch nicht. Denn in Russland feiert man Weihnachten nach dem julianischen Kalender erst am 7.  Januar, und dem Festessen geht ein strenges Fasten voraus. Ein traditionelles Festgericht ist Kutja, ein Brei aus Weizen oder Gerste, gemischt mit Honig, Mohnsamen und manchmal Nüssen oder Rosinen. Weitere typische Speisen sind Bliny (Pfannkuchen) und verschiedene Fischgerichte. Auf Geschenke müssen russische Kinder allerdings nicht bis zum neuen Jahr warten, denn Väterchen Frost beschert sie bereits am 31. Dezember. 
In Polen ist das Weihnachtsessen, bekannt als Wigilia, ein zentrales Ereignis der Festtage. Traditionell besteht das Abendessen aus zwölf fleischlosen Gerichten, die die zwölf Apostel symbolisieren. Zu den typischen Speisen gehören Barszcz (Rote-Bete-Suppe) mit Uszka (kleine, mit Pilzen gefüllte Teigtaschen), Karpfen sowie Pierogi mit Sauerkraut und Pilzen. Zum Abschluss des Mahls werden Mohnkuchen und Früchtekompott gereicht. Eine leicht gruselige Weihnachtstradition in Polen ist es, ein zusätzliches Gedeck am Tisch bereitzustellen. Sie geht zurück auf einen altslawischen Brauch, nach dem dieser Platz für den Geist eines Verstorbenen gedacht war.
 

Italienischer Panettone mit Weihnachtsgedeck aufgeschnitten auf einer Holzunterlage

Heiße Weihnacht, Fisch und ein Dolci-Finale

Eine Garantie auf „weiße Weihnachten“ gibt es nicht nur in den kalten Regionen der Nordhalbkugel, sondern auch in Australien. Dort meint das Motto wegen des sommerlich-heißen Wetters allerdings keinen Schnee, sondern die weißen Strände des Kontinents. Dahin unternehmen Familien am ersten Weihnachtstag gerne Ausflüge, machen ein Picknick oder ein Barbecue, gehen baden und bauen „Schneemänner“ aus Sand. Ansonsten wird reichhaltig gespeist wie bei uns: An Heiligabend gibt es oft Putenbraten sowie den beliebten Plumpudding. Aber auch Fisch und Meeresfrüchte gehören zur kulinarischen Tradition in Down Under.

Gleich sieben verschiedene Fischgerichte kommen beim „Festa dei sette pesci“ auf den Tisch, dem Fest der sieben Fische, das am 24. Dezember in italienischen Haushalten begangen wird. Die sieben Gerichte – von Antipasti bis zu Suppen – symbolisieren die sieben Sakramente und sollen den Gaumen auf das Festmahl am ersten Weihnachtstag vorbereiten. Bei dem dürfen Nudeln natürlich nicht fehlen. Vor allem Lasagne, Tortellini in Brodo (in Brühe) und Spaghetti Vongole stehen hoch im Kurs. Zum Abschluss gibt es Dolci, die Klassiker sind Panettone, Pandoro und Torrone.

Traditioneller Christmas-Pickle-Anhänger am Weihnachtsbaum hängend

Glücksgurken und Verpflegung für Santa

In den USA bereitet man zu Weihnachten ähnlich wie zu Thanksgiving gerne einen großen Braten zu. Aber auch europäische Traditionen haben es über den Großen Teich geschafft, zum Beispiel der „Buche de Noel“ („Baumstammkuchen“) oder der Punsch. Nicht wirklich eine kulinarische, aber eine besonders skurrile Tradition ist die „Christmas Pickle“ – eine kleine Gurke, die im Weihnachtsbaum versteckt wird. Wer sie zuerst findet, darf sich über ein besonderes Geschenk freuen. Wie genau die Gurke ihren Weg an den Baum fand, ist unklar. Eine Theorie besagt, dass es eine deutsche Tradition sei – allerdings hat kaum jemand hierzulande je davon gehört. Gemeinsam ist der Alten und der Neuen Welt hingegen die Leidenschaft für Plätzchen. Selbst gemachte Cookies nimmt man in den USA nicht nur mit zu Partys oder schenkt sie den Nachbarn, auch der Weihnachtsmann soll sich damit stärken. Gemäß Tradition werden sie dafür am Abend des 24. Dezember (Christmas Eve) zusammen mit einem Glas Milch für ihn bereitgestellt.

Mexiko feiert die Gemüsekrippe

Lassen Sie uns zum Abschluss unserer kleinen Reise in die Welt der Weihnachtsbräuche noch einen kurzen Abstecher nach Mexiko machen. Denn dort wird es noch mal lustig. Kurz vor dem Fest spielen in der Stadt Oaxaca nämlich Radieschen eine besondere Rolle. Allerdings nicht, weil man daraus weihnachtliche Gerichte zaubert. Vielmehr werden aus den scharfen Wurzelknollen Figuren geschnitzt, und zwar von Jesus und Maria über eine vollständige Weihnachtskrippe bis hin zu detailgetreuen Nachbildungen realer Gebäude. Die besten Radieschen-Kunstwerke werden prämiert und von der lokalen Presse mit einem Bericht bedacht. Die „Noche de Rábanos“ („Nacht der Radieschen“) findet am 23. Dezember statt, mit ihr soll an die Einführung dieser Gemüsesorte durch die Spanier im 18. Jahrhundert erinnert werden.

Wenn Sie jetzt der Ehrgeiz gepackt haben sollte: Bitte verwenden Sie keine handelsüblichen Radieschen für derlei Schnitzarbeiten. Die mexikanischen Exemplare werden extra für diesen Zweck gezüchtet und sind um einiges größer als ihre europäischen Verwandten.

Christstollen mit Weihnachtsgedeck

Regionale Weihnachtsbräuche in Deutschland

Nicht nur von Land zu Land unterscheiden sich die kulinarischen Weihnachtsbräuche. Auch innerhalb Deutschlands gibt es keine einheitliche Vorstellung davon, was an den Festtagen auf den Tisch gehört. In vielen Familien herrscht die Tradition des einfachen Essens – siehe die bereits erwähnten Würstchen mit Kartoffelsalat oder auch das allgegenwärtige Raclette. Warum? Weil es praktisch ist! Während an den beiden Weihnachtsfeiertagen groß aufgefahren wird, bleibt Heiligabend oft unkompliziert. Doch regional unterscheiden sich die Vorlieben stark.

Im Norden beispielsweise darf Fisch nicht fehlen. Aber auch Eintöpfe mit Kartoffeln und Grünkohl mit Kasseler oder Pinkel gehören zu den Weihnachtsklassikern. Weiter südlich, vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, ist der Gänsebraten der unangefochtene Star. Mit knuspriger Haut, Rotkohl und Klößen wird er zum Mittelpunkt der festlichen Tafel. Und wer in die Pfalz schaut, kommt am Saumagen nicht vorbei. Die berühmte Leibspeise Helmut Kohls ist das Traditionsessen dieser Region und wird auch zu Weihnachten gerne zubereitet – gefüllt mit Schweinebrät, Kartoffeln und frischen Gewürzen.

Eine echte Berühmtheit unter den kulinarischen Weihnachtsbräuchen ist der Christstollen. Den fruchtigen, manchmal mit Marzipan gefüllten Hefekuchen gibt es ausschließlich in der Adventszeit und zu Weihnachten. Das traditionelle Gebäck stammt aus Sachsen und hat eine lange Geschichte, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Als Kultgebäck wird der deutsche Christstollen inzwischen sogar in alle Welt exportiert.

Skandinavisches Weihnachtswunder

Was in der Adventszeit hierzulande der Glühwein ist, ist in Skandinavien der Glögg! Er kommt mit Weinbrand und Rotwein stark daher, trotzt der winterlichen Kälte ziemlich gut und schmeckt dank unserer Rezept-Variante besonders fein, weil wir ihn mit Rosinen, Mandeln, Vanillezucker, Kardamom und Zimt nochmal mächtig aufpeppen. Ein echter Garant für ein unvergessliches Weihnachtsfest!