Schwedisches Buffet angerichtet auf einem Holztisch.

Die schwedische Küche

NATÜRLICH HAUSGEMACHT

Die schwedische Küche zeichnet sich nicht nur durch ihre enorme Vielfalt an Rezepten und Geschmacksrichtungen aus – immerhin herrscht im Norden des Landes ein komplett anderes Klima als zum Beispiel im Süden. Auch in Sachen Vor- und Zubereitung ist die landestypische Küche besonders interessant, weil sie einerseits durch die unverzichtbare Haltbarmachung recht rustikal ausfallen kann, während sie an anderer Stelle mit exotischen Gewürzen und Zutaten glänzt.

Frischer Lachs mit Dill auf einem Schneidebrett aus Holz.

Einfach gut

Schweden gilt heute als Land mit einer überdurchschnittlich hohen Lebensqualität. Das war allerdings längst nicht immer so; das Land war über Jahrhunderte hinweg recht arm, was sich deutlich auf seine Essenskultur auswirkte. Ein Großteil der Schweden lebte notgedrungen von einfacher Landwirtschaft, Fischfang und etwas Viehzucht und noch heute sind diese Einflüsse als fester Bestandteil der traditionellen schwedischen Küche deutlich spürbar. So setzt man auch heute noch gerne auf selbst gemachte Speisen und greift dabei auf das zurück, was die Natur über das Jahr hin liefert. Es werden Getreide angebaut, Beeren gepflückt, Pilze gesammelt, Fisch gefangen (vor allem Lachs, Dorsch und Hering) und Wild gejagt. Dazu kommt, dass Nahrungsmittel wegen der nördlichen Lage des Landes und der entsprechend langen und kalten Winter traditionell so gut wie möglich haltbar gemacht und anschließend eingelagert wurden und werden. Als Getränk wird in geselliger Runde gerne Bier oder Schnaps gereicht, und in den kalten und dunklen Wintermonaten erfreut sich der berühmte „Glögg“, die schwedische Version unseres Glühweins, besonderer Beliebtheit.

Haltbar muss sein

Das nordische Klima erforderte seit jeher gut bewährte Prozesse und Methoden, die die Nahrungsmittel zuverlässig für mindestens sechs Monate haltbar machten – schon in der Wikingerzeit wurden Zutaten konserviert, um die kalten Wintermonate zu überstehen. Später konnten nur die wohlhabenderen Bürger Methoden wie Salzen und Räuchern anwenden, während der restliche Teil der Bevölkerung eher auf Trocknen, Fermentieren oder Einlegen setzen musste. Auch heute noch wird in Schweden viel Gemüse wie Kohl, Gurke oder Rote Bete eingelegt und bildet zusammen mit fermentierten Lebensmitteln einen wichtigen Bestandteil der klassischen Küche. Ein typisches Beispiel hierfür ist der „inlagd Sill“, deutsch: eingelegter Hering, der unverzichtbarer Begleiter bei verschiedenen Festlichkeiten wie Ostern, Mittsommer oder Weihnachten ist.

Eine weitere wichtige Nahrungsquelle im Alltag bilden seit jeher Brot und Haferbrei. Im Norden des Landes wurde bei der Mehlproduktion auf Wassermühlen gesetzt, die sich allerdings je nach Winterfrost nur das halbe Jahr über drehten. Es musste hier also ein Brot gebacken werden, das besonders lange haltbar war und das sich über den gesamten Winter bis zur nächsten Produktion lagern ließ – dieses Brot kennen wir heute als Knäckebrot. Im Süden des Landes kamen eher Windmühlen zum Einsatz, was den Vorteil hatte, dass die Bevölkerung dort öfter backen konnte und so regelmäßiger Zugang zu frischem Brot und zu Gebäck aller Art gewährleistet war.

Neben dem Brot setzte man bei der Lagerung früher vor allem auch auf Wurzelgemüse, da es sich im schwedischen Klima besonders gut anbauen ließ. Als 1720 dann jedoch die ersten Kartoffeln im Land ankamen, war der Siegeszug der allseits beliebten Knolle nicht mehr aufzuhalten und das Wurzelgemüse als wichtigstes Grundnahrungsmittel schnell abgelöst. Noch heute ist die Kartoffel fester Bestandteil der schwedischen Küche, sei es als Pellkartoffel oder als Püree. Sobald die Ernte der neuen Kartoffeln (Färskpotatis) einsetzt, spricht man in Schweden auch vom offiziellen Beginn des Sommers.

Koettbullar mit frischen Preiselbeeren angerichtet auf einem Tisch.

Internationale Einflüsse

Bei allem Stolz der Schweden auf ihre heimische Küche sind sie seit jeher auch aufgeschlossen gegenüber neuen Aromen und kulinarischen Einflüssen. So ist die sogenannte Kebab-Pizza in Schweden ein echter Dauerbrenner, Pizza mit Sauce béarnaise und Rinderfiletstreifen sehr beliebt und auch die Freitagstacos, die ihren Ursprung natürlich in der mexikanischen Küche haben, sind längst in Schweden etabliert. Da Schweden aufgrund seiner vielen Hafenstädte schon früh gut in die internationalen Handelsnetze eingebunden war, findet sich auch beim traditionellen Backen eine Vielzahl an exotischen Gewürzen – von Safran und Anis bis hin zu Kardamom und Zimt. Die köstlichen Zimtschnecken sind ein gutes Beispiel hierfür. „Kanelbullar“ sind in Schweden überall erhältlich und sogar dermaßen populär, dass sie einen eigenen Feiertag bekommen haben: den „Kanelbullens Dag“ am 4. Oktober.

Vergessen wir an dieser Stelle auch nicht die kleinen runden Fleischbällchen, die zum Beispiel bei Ikea jeden Tag zigtausendfach über die Theke gehen. Glaubt man der Geschichte, dann war es König Karl XII., der die Fleischklößchen von einer Reise aus der Türkei nach Schweden mitbrachte – was den Einsatz von Piment und Ingwer im Originalrezept erklärt. Kurze Zeit später wurden die kleinen Frikadellen – oft übrigens aus frisch gewolftem Elchfleisch gemacht – mit Kartoffeln, Gurken und Preiselbeeren veredelt und die Köttbullar waren geboren.

Morgens, mittags, abends: Was wird in Schweden wann serviert?


Zum Frühstück (Frukost)

Die erste Mahlzeit des Tages setzt sich in Schweden oft aus Kaffee, Knäckebrot oder gesüßtem weichem Brot zusammen. Auch Sauermilch (Filmjölk) darf nicht fehlen, die gerne mit Marmelade und Cornflakes gemischt und genossen wird. Ebenfalls wichtig ist die Grütze, der Haferbrei (Gröt), die gerne in Kombination mit Milch und frischen (Preisel-)Beeren gegessen wird. Insgesamt fällt das Frühstück in Schweden – insbesondere, was die Kohlenhydrate anbelangt – reichhaltiger aus als hierzulande.

Zum Mittagessen (Lunch)

Neben den berühmten Köttbullar zählen auch Schnitzel oder Gulasch zum Standard. Als Beilage werden oft Kartoffelbrei, Nudeln oder Reis serviert und auch Früchte, Fruchtgelee sowie Konfitüre sind keine Seltenheit. Da in Schweden auf eine gesunde wie fettarme Ernährung geachtet wird, werden typischerweise zu jedem Gericht große Mengen an Salat und Gemüse gereicht. Die Portionierungen beim Fleisch sind generell kleiner. Beliebte Gerichte sind auch Sill (Hering), gravad Lax (roher marinierter Lachs), Janssons Frestelse (Kartoffelauflauf), Ärtsoppa (Erbsensuppe) und Pannkaka (Pfannkuchen).

Traditionell ist auch Schinkenspeck (Fläsk) beliebt, der mit dicken Bohnen oder Kartoffelpuffern serviert oder in Pfannkuchen eingebacken wird. Isterband ist eine grobkörnige Bratwurst, die hauptsächlich in Südschweden auf den Tisch kommt. Weiterhin gibt es Kartoffelklöße mit Fleischfüllung (Kroppkakor, in Nordschweden: Palt), gebratene, an Leberkäse erinnernde Jagdwurst (Falukorv) und als Beilage zu einigen Gerichten Wurzelmus (Rotmos), das aus Kartoffeln, Möhren und Steckrüben bereitet wird.

Kaffeepause (Fika)

Im Schnitt trinkt in Schweden jede Person ca. vier Tassen Kaffee pro Tag, womit Schweden neben Finnland den meisten Kaffee weltweit konsumiert. Aber nicht nur Kaffee ist Bestandteil der Fika, sondern vor allem auch Gebäck wie Zimtschnecken, Kuchen oder Torten. Neben dem kulinarischen Aspekt steht bei der Fika vor allem auch das soziale Beisammensein im Vordergrund: Eine Fika macht man niemals alleine, sondern immer in Gesellschaft.

Abendessen (Middag oder Kvällsmat)

Gerne auf den Tisch kommen belegte Brote, Fischstäbchen, Suppen, Brei oder auch Blutwurstgrütze (Blodpudding). Ein Highlight ist die „Pytt i Panna“, eine Restepfanne, die oft die Übrigbleibsel vom Vortag verwertet. Typische Bestandteile sind hier etwa Kartoffeln, Fleisch, Eier und Rote Bete. Auch der Surströmming (fermentierter Hering) ist in Schweden zum Abendessen beliebt und gilt vor allem in Nordschweden als Delikatesse. Jedes Jahr, wenn der Verkaufsstart am dritten Sonntag im August beginnt, trifft man sich in Schweden in geselliger Runde, um ihn gemeinsam zu genießen.

Auf den Geschmack gekommen?

Nachfolgend finden Sie zwei tolle Rezepte für schwedische Klassiker aus dem Alltag: